Ich flüchte auch – nach Innen!

© Andrea Marchetti

Einmal wurde ein Zen Meister zu einem Treffen eingeladen. Ein paar Freunde saßen miteinander und aßen gemeinsam, als plötzlich ein Erdebeben geschah. Das Haus, in dem sie saßen, war sieben Stockwerke hoch und sie befanden sich im obersten Stock. Ihr Leben war in Gefahr. Jeder versuchte, zu fliehen. Während der Gastgeber entfloh, warf er noch einen schnellen Blick auf den Zen Meister. Der saß, ohne die geringste Ängstlichkeit im Gesicht mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl, ganz genauso, wie er vorher dort gesessen hatte.

Der Gastgeber fühlte sich ein wenig schuldig und wie ein Feigling, denn es sah komisch für ihn aus, dass der Gast da blieb und der Gastgeber wegrannte. Die anderen zwanzig Gäste waren alle die Treppen hinunter gelaufen. Obwohl er vor Angst zitterte, hielt er an und setzte sich neben den Meister. So, als ob nichts geschehen wäre…

Das Erdbeben kam und verschwand wieder. Der Meister öffnete die Augen und begann in seiner Unterhaltung fortzufahren, die er wegen des Erdbebens unterbrechen hatten müssen. Er fuhr genau mit dem gleichen Satz fort, so, als ob es das Erdbeben überhaupt nicht gegeben hätte.

© Andrea Marchetti

Der Gastgeber war wirklich nicht in der Stimmung, ihm zuzuhören, denn sein ganzes Wesen war tief erschüttert und voller Angst. Obwohl das Erdbeben jetzt vorüber war, hatte er immer noch Angst. Er bat den Meister, mit dem Sprechen aufzuhören. „Ich kann dir nicht zuhören, ich bin nicht ich selbst. Das Erdbeben hat mich zu sehr erschüttert. Aber ich habe eine Frage an dich: Alle anderen Gäste sind geflüchtet, doch du bist, so ungestört und so gelassen hier gesessen, dass ich mir wie ein Feigling vorkam. Wir alle versuchten, dem Beben zu entkommen. Was war mit dir?“

© Andrea Marchetti

Der Meister sagte: „Ich flüchtete auch, doch ihr seid nach außen gerannt, ich bin nach innen geflüchtet. Eure Flucht macht keinen Sinn, denn wo auch immer ihr hingeht, da ist das Erdbeben. Ihr mögt den 6. Stock erreichen oder den 5. oder den 4… Doch überall bebt die Erde. Ich bin dorthin geflüchtet, wo das Erdbeben niemals hinkommt, ja niemals hinkommen kann. Ich rannte in mein inneres Zentrum.

Halte dich an Stille fest.

© Andrea Marchetti

 

Das ist, worauf Laotse hinweist, wenn er sagt: „Halte dich am Urgrund der Stille fest.“ Wenn du passiv bist, dann wirst du dir nach und nach deines Zentrums bewusst werden. Du hast es schon immer mit dir getragen, es war immer da, du weißt es bloß nicht, du lenkst keine Aufmerksamkeit darauf. Wenn dir die Stille einmal bewusst wird, dann verändert sich dein ganzes Leben. Dann kannst du in der Welt sein und dabei immer in Kontakt mit deinem Zentrum bleiben. Du kannst dich in einem Erdbeben bewegen und völlig gelassen dabei sein, denn in deinem Zentrum bleibst du unberührt.

Osho, Auszug aus Tao: The Three Treasures Vol.2 #1

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –


2 Kommentare

  1. 1. Samarpan

    Kommentar vom 3. September 2013 um 18:05

    HI Evelyn,
    danke für die Übernahme des kompletten Zitats aus FindYourNose.com. Doch wäre ich dankbar, wenn du etwas kopierst, dass du den ursprünlichen Link dazu angibst. Ich habe viele Stunden mit der Übersetzung und Formatierung verbracht und finde es fair, wenn du den Content übernimmst dann wenigstens eine Backlink zu setzen.
    Herzlichst
    Samarpan
    Das ist der Link zu dem Text: http://www.findyournose.com/archivs/show_archiv/68

  2. 2. Evelyn

    Kommentar vom 8. September 2013 um 12:01

    Ciao, Samarpan,
    ich danke Dir für Deinen Kommentar bzw. Hinweis. Doch ich war nie auf dieser Homepage, sorry! Entweder stammt er aus einem seiner Bücher oder ich fand’s auf Facebook.
    Doch schön, daß Du nun den Link dazu gesetzt hast.
    Dir eine gute Zeit weiterhin.
    Evelyn

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