Sehnsucht nach Aufmerksamkeit

Das Kind in uns sehnt sich nach Aufmerksamkeit und Annahme von anderen.

Aufmerksamkeit ist Energie, die das nährt, worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke.

In der Kindheit brauchen wir die Aufmerksamkeit derer, von denen wir abhängig sind. Wir lauschen aufmerksam auf ihre Bedingungen, Erwartungen, Wünsche und Forderungen, von denen sie ihre positive Aufmerksamkeit (Beachtung, Lob, Wertschätzung, Belohnung etc.) abhängig machten.

So verfolgten wir alle als Kind eine von folgenden Aufmerksamkeits-Strategien oder gleich mehrere zugleich:

  • Wir passten uns an und waren brav, lieb, nett, angepasst und pflegeleicht.
  • Wenn das nicht half und wir zu wenig Beachtung fanden, rebellierten einige und fingen an, „Nein“ zu sagen und als ‚Rebell’ mit Trotz und Widerstand zu reagieren. Das brachte „negative“ Aufmerksamkeit, aber auch durch sie erhält das Kind Energie.
  • Wir gingen den Leistungsweg, in Schule (und/oder Sport, Musik o.a.)
  • Wir entschlossen uns, perfekt zu werden in der Hoffnung, dann oft gelobt und nie wieder kritisiert zu werden.
  • Wir wurden manchmal krank und bemerkten, dass wir dann mehr Aufmerksamkeit erhielten.
  • Wir begonnen, ein kleiner Schauspieler oder Clown zu werden und beeindruckten hierdurch.
  • Wir wurden als Kind zu (größenwahnsinnigen) Helfern und „Rettern“ von Mama und/oder Papa und versuchten, den Schlichter zu spielen und ihre Ehe zusammenzuhalten.
  • Wir flüchteten zu solchen Menschen (Nachbarn, Eltern von Freunden, Oma/Opa), die uns weniger kritisierten und uns so annahmen, wie wir waren.

Das waren intelligente Leistungen des Kindes. Die meisten vergaßen jedoch, sich bewusst von dieser Strategie zu verabschieden, als sie von zu Hause auszogen und verhalten sich in ihren Beziehungen und am Arbeitsplatz heute immer noch so wie das Kind von damals.

Schenke du, die Frau/der Mann heute dem Kind das, wonach es sich so lange gesehnt hat – ohne Bedingungen. Du hast unendlich viel Liebe in dir. Wenn immer du dich schlecht fühlst oder in einem Konflikt bist, ist das Kind in dir aktiv. Geh dann nach innen, sieh das Kind, fühle seine Gefühle , sprich zu ihm und nimm es in dein Herz. Du bist heute Mutter und Vater zugleich für das Kind und nur du kannst es mit deiner Liebe nähren.
(Robert Betz)

Wieder einmal bringt es Robert Betz auf den Punkt. Wir alle kennen das, ohne Ausnahme. Und wer der Meinung ist, daß das nicht so sei, der schaue einfach wirklich-wirklich mal hin.

Es gibt Momente, da fällt mir das sehr, sehr schwer. Da tobt oftmals in mir der Trampelbock, da zeigt sich ganz stark die Angst, das „nicht-weiter-wissen“ und anderes mehr. Erst wenn ich all das zulassen konnte, so ungemütlich sich das auch anfühlt, erst dann ist es mir möglich, mich nach innen zu bewegen.

Mache Du das auch – für DICH.

Herzlichst

Mentorin auf Zeit


3 Kommentare

  1. 1. Katja

    Kommentar vom 3. November 2012 um 13:34

    Die Zeilen enthalten bestimmt viel Wahres. Schön wäre in der Tat, wir könnten uns von unseren Strategien verabschieden, wenn wir zu Hause ausziehen. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß wir uns dessen bewußt sind. Ich denke, daß ist genau der Entwicklungsprozeß, der geleistet werden muß, um zu reifen und ein in sich gefestigter Erwachsener zu werden. Und das sollte das Ziel sein. In diesem Zusammenhang kann ich mich einer These auch nicht anschließen: immer wenn es Dir schlecht geht oder Du einen Konflikt hast, ist das Kind in dir aktiv. Das mag vielfach stimmen, aber: es kann einem genauso auch als gereifter Erwachsener einmal schlecht gehen oder man in einem Konflikt stehen. Nur die Verarbeitung und der Umgang mit dem Problem sind dann anders – und genau das ist es doch, wo wir hinwollen: nicht in den kindlichen Strategien verhaftet bleiben, aber genauso wenig ein Wesen, das emotional über allem steht, sondern eben ein Erwachsener, der mit seinen Gefühlen umgehen und sie verarbeiten kann.

  2. 2. Evelyn

    Kommentar vom 16. November 2012 um 17:32

    Liebe Katja,
    ich sage herzlichen Dank für Deine Gedanken. Ich glaube zu verstehen, was Du meinst, mit “ Das mag vielfach stimmen, aber: es kann einem genauso auch als gereifter Erwachsener einmal schlecht gehen oder man in einem Konflikt stehen.“
    Ich bin allerdings da der Sichtweise (gerade aufgrund von Erfahrungen), daß das immer mit dem Inneren korrespondiert. Dass uns also das „Außen“ die inneren Baustellen zeigt. Und wenn wir da an den Ursprung zurückgehen (das Außen in diesem Augenblick lediglich als Auslöser für etwas in uns ansehen), liegt dort die Klärung. Und dann ist auch wieder im Hier und Jetzt eine Lösung möglich.
    Kannst/magst Du mir folgen?
    Herzlichst
    Evelyn

  3. 3. ula

    Kommentar vom 18. Juni 2013 um 09:10

    Vielen Dank für diese treffenden Worte! Ich bin sehr stark mit meiner Kindheit in Kontakt und es kommen immer wieder diffuse Gefühlsideen zum Vorschein, die auf bestimmte Art eine Bestätigung brauchen, eine Definition, damit ich sie fassen kann. Darum bin ich froh, wenn ich von außen ein Feedback bekommen, das mir möglichst genau wiederspiegelt, was ich da empfinde. Auch als eine Art Beruhigung, daß andere ähnliches fühlen und erleben:-)Alles Liebe!

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