Hilfe und Hilflosigkeit

© Evelyn Worbs - Freude

© Evelyn Worbs

Es ist mutig und ein großes Zeichen von Verantwortung, sich Hilfe zu holen, wenn man merkt, daß man überfordert, hilflos in einer Situation ist.  Und erst recht gehört Mut dazu, diese Überforderung auch noch öffentlich zu machen.

Sendungen wie die „Super Nanny“ zeigen eindrucksvoll den Ablauf in vielerlei Familien, in denen Gewalt zur Normalität gehört.

Eigene Unsicherheiten der  Erwachsenen werden gegenüber den Kindern mit Verboten, mit Schreien, Aggressivität, mit Schlägen, einem brutalen Umgang, mit Zerren und vielem mehr ausagiert.

Da fehlt den Eltern und den Kindern ein gemeinsames Spielen, gemeinsames Essen, gemeinsame Rituale. Zärtlichkeiten, ein liebevolles in den Arm nehmen. Das dem Kind spüren lassen, daß es geliebt ist, Anerkennung zu geben. Das vermitteln von Geborgenheit und Sicherheit. Es fehlt eine ganz normale Ruhe, die Kinder altersmäßig in den täglichen Ablauf einzubeziehen, Verständnis für deren kindliche Bedürfnisse aufzubringen. Es fehlt ein respektvoller Umgang mit ihnen, auch wenn sie noch klein sind.

© Andrea Marchetti

Da werden keine altersgerechten Grenzen gezogen. Statt dessen wird psychische Gewalt angewendet – durch Liebesentzug, durch Machtspiele, durch das Aussprechen von unnötigen Stubenarresten, von Zwang und Verboten, durch Nichtbeachtung und mit Angst machen. Und vor allem durch Schläge; eine  Demütigung – und dieser Schmerz verbleibt im Herzen des Kindes.

Und die Kinder fangen an zu rebellieren und zeigen ihre Verzweiflung: sie trotzen, sie bocken, Gegenstände werden zertrümmert. Sie wehren sich, sie schreien, weinen. Es ist ihre Art, sich zu zeigen. Ihre Art, ihren Eltern mitzuteilen: Hallo, ich bin da. Bitte hab mich lieb. Und Kinder lieben ihre Eltern, unabhängig davon was sie tun! Auch wenn sie manchmal sagen: „Ich hasse Dich, ich liebe Dich nicht mehr.“

© Andrea Marchetti

 Wenn wir das Verhalten der Kinder sehen – sehen wir uns dann selbst?

Lassen wir dann weiter unseren eigenen, erlebten Ärger  und unseren Schmerz an unseren Kindern aus?

Müssen wir jetzt, mit diesem Wissen, noch die Probleme mit unserem Partner, Kollegen oder sonst wem weiter an unsere Kinder bzw. Jugendlichen auslassen?

Es sieht so aus … es gibt immer noch zu wenig Menschen, die sich ihrer eigenen Verantwortung alles andere als bewusst sind.

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –


4 Kommentare

  1. 1. C. v. Lochow

    Kommentar vom 1. Oktober 2009 um 10:40

    Meine Mutter hat das Border-Line-Sydrom und befindet sich etwa zwischen dem Erscheinungsbild „Königin“ und „Hexe“.
    Bin seit einem Jahr in Behandlung wegen Burn Out Sydrom und krank geschrieben. Habe schwere Depression und schwerste demenzartige Konzentrationsschwächen.
    Habe meinen gutgehenden Betrieb aufgeben müssen. Meine jüngere Tochter ist ausgezogen, haben aber guten Kontakt miteinander.
    So weit und wie auch immer.
    Nach einem Jahr Behandlung, Medikamente und einigen Stunden bei meiner sehr guten Psychologin wurde in einer Art Ursachenforschung das Borderline meiner Mutter festgestellt.
    Sie hat mich mein Leben lang seelisch gequält, meinen Tod gewünscht und mit immensen Lügen und Intrigen meine Familie (Vater, Schwester und große Tochter) gegen mich interveniert.
    Bin also familiär vollkommen isoliert und meine Krankheit wurde von meinen Eltern nicht zur Kenntnis genommen.Ganz im Gegenteil, die Schikanen wurden unkontrollierbar.
    Meine Mutter denunziert mich -auch wenn ich seit einem Jahr keinen Kontakt mehr habe- bei Ämtern.
    Sie hat in meinem Leben so viel Schaden und Leid gebracht, wo sie sich befindet ist Streit und Unfrieden, auch bei anderen Familienmitgliedern.
    Sie hat letztendlich den Kontakt zu ihrer eigenen Mutter abgebrochen, mich schikaniert und den Mutter-Tochter-Konflikt zwischen ihr und mich und zwischen meiner ältesten Tochter und mir in die übernachste Generation getragen.
    Sie hat insgesamt drei Generationen mit ihrem persönlichen Mutter-Tochter-Konflikt überzogen.
    Ihre eigene Familie hat sie unversöhnlich gespalten.
    Wie kann man diese -nun fast 80jährige- vollkommen unkontrollierbare und überhebliche Frau stoppen?
    Sie ist vollkommen überzeugt, alle Rechte der Welt zu haben, leugnet alles ab, verdreht alle Tatsachen, schiebt Verantwortungen ausschließlich auf Andere und macht meinem Vater das Leben zur Hölle.
    Ich fühle mich seelisch mißbraucht.
    Seit die Ursache erkannt ist, bin ich auf dem Weg der Rekonvaleszenz.
    Nun möchte ich familiär rehabilitiert werden.

    Habe festgestellt, dass es gar nicht so wenige Menschen gibt, die eine Border-Line-Mutter haben.
    Literatur dazu: „Borderline-Mütter und ihre Kinder!“ von Christine Ann Lawson
    Sehr verständlich gegliedert und geschrieben.

    Wo gibt es Hilfe für das von mir geschilderte Problem, kann man diese Frau juristisch belangen, zumal ich mich auch als enterbt betrachten darf.

  2. 2. Ingrid Pfeifer

    Kommentar vom 1. Oktober 2009 um 10:52

    In den Sendungen wie z.B. die „Super-Nanny“ kristallisiert sich ja in den meisten Fällen heraus, daß die Eltern sehr ähnlich in ihrer Kindheit aufgewachsen sind (Gewalt, Schläge, Alkohol, etc.)und nun diesen Kreislauf weiter an ihre Kinder geben.
    Die Reaktion der Kinder sehe ich darauf als einen Schrei nach der Liebe ihrer Eltern. Weil sie das Handeln ihrer Eltern nicht verstehen können.
    Vor vielen Jahren hat mir eine Therapeutin mal von einem Fall erzählt, der mich heute noch sehr bewegt. Ein heute erwachsener Mann hat von seiner Mutter keinerlei Aufmerksamkeit als Junge erhalten. Immer hieß es „Ich habe keine Zeit“, „Laß mich in Ruhe“, „Geh spielen und nerv mich nicht“. Als er 12 Jahre alt war, ist er wieder mal weggeschickt worden und hat dann in seinem Zimmer das Liebste, was er hatte, nämlich sein Meerschweinchen umgebracht und ist damit zu seiner Mutter…
    Kann ein Schrei nach Liebe, Zuwendung und ein wenig Zuwendung noch größer sein?

  3. 3. C. v. Lochow

    Kommentar vom 1. Oktober 2009 um 13:29

    Der Junge, welcher das Meerschweinchen getötet hat, hat wenigstens die Initiative ergriffen und einen Schrei somit ausgelöst.
    Mir erging es in meiner grundsätzlich gut situierten Kindheit ja so, dass ich das Verhalten meiner Mutter als normal ansah und mich als den schlechten Menschen sah. Somit still litt, wenn meine Schwester immer das bekam, was ich wollte.
    Somit war ich auch mein 50 Jahre langes Leben naiv-loyal zu meiner Mutter und konnte mir nur vieles nicht erklären.
    Bis sie sagte, sie wünschte ich wäre tot und ich dann auch brav mit dem Strick in der Hand in den Wald wollte und von meiner Ärztin in Krankenhaus geschickt wurde. Gut so.
    Was ich also damit sagen möchte:
    Die Entwicklung geht schleichend und stellt sich als Normalität dar, bis man beginnt zu hinterfragen. Es ist eine sehr heimtückische Entwicklung und ich würde mir wünschen, wenn ich so in meinem Bekanntenkreis so schaue, dass es eine Selbsthilfegruppe geben müsste, in welcher elterngeschädigte Erwachsene Zuspruch finden könnten.
    Bin gerne dabei, wenn es um Gründung geht!

  4. 4. ew-b

    Kommentar vom 3. Oktober 2009 um 13:27

    Liebe C., ich finde es großartig, daß Sie sich professionelle Hilfe suchten. Eine Erkenntnis, die ich immer wieder bestätigt erhalte, ist: ich kann den Anderen nicht ändern, ich kann nur mich verändern und damit eine neue Sicht- und Handlungsweise bei mir auslösen. Dadurch verändert sich auch mein Gegenüber. Ich kann immer nur wieder bei mir selbst schauen, weshalb ich so oder so reagiere. Und dann neue Schritte zu wagen, um die Ursache bzw. den Zusammenhang für mein Handeln sichtbar zu machen. Und mir professionelle Hilfe suchen bei dem einen oder anderen Thema. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, selbst eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen?

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