Die Erschaffung des Mannes

© Andrea Marchetti

Eva wurde es im Paradies auf Dauer stinklangweilig. Missmutig blickte sie gen Himmel und rief: „Gott, ich habe ein Problem!“ Der Herr beugte sich über eine Kumuluswolke und runzelte die Stirn. „Was hast du für ein Problem, Eva?“

„Ich bin unzufrieden, Herr!“, nörgelte sie. „Ich weiß, Du mich hast mich erschaffen, mir diesen wunderschönen Garten und all diese fabelhaften Tiere geschenkt. Sogar eine zum totlachen komische Schlange habe ich von Dir bekommen. Aber trotzdem, ich bin frustriert.“

© Andrea Marchetti

„Weshalb bist Du nicht glücklich, Eva?“, grummelte Gott und strich sich nervös durch den Bart. „Verdammt, ich bin einsam, und Äpfel kann ich einfach nicht mehr sehen.“

„Na gut, Eva“, erwiderte der Allmächtige versöhnlich. „Ich will nicht so sein. Ich werde Dir einen Mann erschaffen und ihn hinunterschicken.“ Eva blickte irritiert zum Himmel. „Was ist ein Mann, oh Herr?“

© Andrea Marchetti

„Nun ja, er wird nicht so schön sein wie Du, eben ein wenig fehlerhaft und mit ein paar schlechten Charakterzügen. Er wird lügen, Dich betrügen und unglaublich eitel und eingebildet sein. Im Großen und Ganzen wirst Du es mit ihm schwer haben. Aber dafür mache ich ihn groß und stark. Er wird schneller rennen können als Du schneller sein und er wird die Jagd lieben.“ „Ist das alles?“, erkundigte sich Eva skeptisch.

© Andrea Marchetti

„Hmm“, brummelte Gott. „Er wird ein wenig dümmlich aussehen, wenn er erregt ist, aber da Du Dich ja beschwert hast, werde ich ihn derart beschaffen, dass er Deine körperlichen Bedürfnisse manchmal ganz ordentlich befriedigen wird. Er wird witzlos sein und solch kindische Dinge wie Kämpfen und einen Ball herum kicken über alles lieben. Er wird auch nicht viel Verstand haben, so dass er Deinen Rat brauchen wird, um vernünftig zu denken.“

© Andrea Marchetti

„Klingt ja umwerfend“, sagte Eva und zog dabei eine Augenbraue ironisch hoch. „Wo ist der Haken, Gott?“ „Also … Du kannst ihn unter einer Bedingung haben.“ „Welche Bedingung ist das, oh Gott?“

„Wie ich schon sagte, wird er stolz und arrogant sein und sich selbst stets am meisten bewundern. Du wirst ihn daher im Glauben lassen müssen, dass ich ihn zuerst geschaffen hätte. Denk dran, das ist unser beider kleines Geheimnis … Du weißt schon, von Frau zu Frau!“

© Claudio Michele Mancini

Schmunzelde Grüße

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –


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