Eltern und Kinder

© Jo Graetz

Ein Text zur Lebenshilfe, der unbedingt gelesen werden will, er ist von Bert Hellinger, dessen Sichtweisen ich schätze:

Viele Eltern machen sich Sorgen um ihre Kinder. Manche kommen dann zu mir mit ihren Kindern. Mit wem arbeite ich dann? Mit den Eltern natürlich. Die Kinder tragen etwas für ihre Eltern. Wenn ich mit den Eltern gearbeitet habe, geht es den Kindern gut.

Viele Mütter haben ein besonderes Verhältnis zu ihrer Tochter, zu einer ihrer Töchter. Diese Tochter hat es sehr schwer. Wieso? Weil diese Tochter die Mutter der Mutter vertreten muss. Dann erwartet die Mutter von ihrer Tochter das Gleiche wie von ihrer eigenen Mutter. Die Tochter muss sich dann um die Mutter kümmern statt die Mutter um das Kind. Das passiert dort, wo die Mutter keine Achtung für ihre eigene Mutter hat, wo sie ihre eigene Mutter nicht genommen hat. Das verlagert sich dann auf das Kind.

© Jo Graetz

Wenn eine Mutter mit einem Kind zu mir kommt und mich bittet, für das Kind etwas zu tun, mache ich immer etwas für die Mutter zuerst. Dann ist das Kind entlastet.

Vor kurzem kam eine Mutter mit ihrem fünf Monate alten Kind und hat sich neben mich gesetzt. Sie hat das Kind vor ihren Bauch gehalten. Ich habe ihr gesagt: „Schau mal über das Kind hinaus in die Ferne.“ Dann hat das Kind (fünf Monate alt) tief aufgeatmet – hat zu mir herüber geschaut und hat mir zugelächelt.

© Jo Graetz

Also, viele Eltern, die sich Sorgen machen um ihre Kinder, können über die Kinder hinaus schauen auf das Schicksal des Kindes und diesem Schicksal zustimmen. Die Eltern haben nämlich keine Macht über das Schicksal. Aber sie verhalten sich oft, als hätten sie diese Macht. Dann greifen sie in das Schicksal des Kindes ein statt dieses Schicksal zu achten.
(Bert Hellinger)

Was läuft Dir durch den Kopf, wenn Du das liest? Mir fallen dazu gerade die Gedanken von Khalil Gibran aus “Der Prophet” ein:

© Jo Graetz

Von den Kindern
Eure Kinder sind nicht Eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen.
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von Morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Und doch wird immer wieder versucht, daß die Kinder doch bitte das Ebenbild der Eltern werden mögen.

Herzlichst

Mentorin auf Zeit


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