Mut: Brauche ich Mut?
24. Januar 2010 von rs-bh | 2 Kommentare
Was hat es mit Mut auf sich?
Kurzfassung
Mut ist nichts anderes als die Entschlossenheit, die Vorstellungen von Gefahr zu entlarven, nämlich als Vorstellungen zu entlarven.
Langfassung
Wenn ich glaube, dass irgendwo Gefahr lauert, habe ich ganz automatisch den Reflex dieser Gefahr auszuweichen. Das ist nun mal so. Ich gehe nicht sehenden Auges ohne hinzuschauen über eine vielbefahrende Straße. Ich lege mich nicht auf die Gleise einer Eisenbahn, wenn ich weiß, dass in den nächsten 5 Minuten ein Zug kommt. Das hat nichts mit Mut zu tun.
Mut ist eine Aktion, die im Außen als mutig wahrgenommen wird. In Wahrheit ist aber diese Aktion, die Entschlossenheit und Gewissheit, dass wenn ich losgehe mir nichts passieren kann, weil ich das Sein selbst bin. Wenn ich unangenehmen Situationen nicht ausweiche, sondern die Gefühle, die mit diesen Situationen verbunden sind, aushalte, so wie sie sind und ihnen erlaube sogar stärker zu werden, so kann ich das tun, ohne dass ich mutig sein muss. Ich habe für das erste Mal ganz einfach die Erfahrung gemacht, dass es dann aufhört, dass ich durch dieses Schauspiel von Vorstellungen, von Gefühlen, von Illusionen hindurchgehen kann, direkt ins Licht, in die Klarheit.
Es ist ungefähr so, als wenn ich mich durch eine enge Tür quetsche, in dem Moment wird es ein wenig eng und danach ist alles ok. Aus der Sicht des Seins gibt es keinen Mut, da gibt es nur das Sein selbst und das Sein durchdringt das Außen mit den Gesetzen des Seins. Wenn ich mich vom Sein getrennt habe, wenn mein Bewusstsein nicht mehr damit vereinigt ist, dann gerate ich in die Verstrickungen des äußerlichen Spiels und wenn ich mich umdrehe und wieder nach Hause möchte, stelle ich fest, dass sich eine Wand aufgetan hat, eine Wand, die nicht das Sein versperrt, sondern eine Wand, die sich als Außen zeigt, als irgendein Problem oder als Gefühle , als Ängste, als Unangenehm. Wenn ich diese Mauer, dieses selbsterschaffene Gebilde nicht durchdringe, bleibe ich gefangen. Ich sitze wie das Kaninchen vor der Schlange und bin gelähmt. Ich komme weder vernünftig zurück ins Spiel noch vereinige ich mich mit dem Sein. Das erzeugt Schmerz.
Bedarf es nun des Mutes aus diesem Schmerz herauszukommen? Einerseits ja, weil ich alles loslassen muss, was mir bekannt ist. Ich muss einen neuen Weg gehen. Es liegt nur in meiner Bewertung, ob ich es spannend finde, oder erleichternd, oder erleuchtend, oder ob ich es als gefährlich und anstrengend einstufe. Wenn ich die Bewertungen jetzt weglasse und sage, da ist eine Mauer, da gehe ich jetzt durch, ich fasse mein Herz, so heißt es im Sprachgebrauch, d.h. ich öffne mein Herz, lege den Schlüssel des Vertrauens hinein und gehe hindurch. Ich spüre alle Gefühle, alles was ich aufgebaut habe noch einmal. Es wird mir ganz klar, es schärft meine Erkenntnis.
Wenn ich bereit bin mich zu öffnen, nehme ich etwas mit. Es sind keine Narben, es sind Informationen, aber solange ich mich durchquetsche, durch diese selbstgeschaffene Mauer, weiß ich noch nicht. Sobald ich durch bin und wieder atmen kann, weiß ich. Dann bin ich wieder bewusst verbunden mit dem Sein (PING) und kann wieder frei spielen.
[R. Schmid 24.01.2010]
1. Evelyn
Kommentar vom 25. Januar 2010 um 11:03
Lieber Reiner,
ich erklärte Mut bislang mit: „Mut zu haben zeigt nicht die Abwesenheit von Angst, Mut zeigt, dass etwas anderes wichtiger und größer ist als die Angst.“
Deine Erläuterungen berühren mich sehr und ich hoffe, auch die zahlreichen Leser hier. Sich selbst zu begegnen ist mutig und darf täglich „trainiert“ werden.
Viele Grüße – Evelyn
2. Ingrid Pfeifer
Kommentar vom 25. Januar 2010 um 12:23
Hallo Ihr Lieben,
ich glaube, am meisten Mut erfordert es, sich auf die lange Reise zu machen, sich selbst zu begegenen.
Altes Loszulassen, Glaubenssätze neu zu definieren, alt Hergebrachtes über Bord zu werfen…sich selbst zu suchen und zu finden, denn wer weiß, wer Du am Ende der Reise wirklich bist….
Liebe Grüße
Ingrid