Höchste Ehren

© Wolf Wanninger

Als meine Beine wieder laufen konnten, habe ich zuerst angefangen zu walken und zwei Jahre später habe ich dann an Wettbewerben teilgenommen. Anfangs bin ich überall hinterhergelaufen, aber der Abstand zum Vorletzten wurde von Mal zu Mal kürzer. Das sollte sich ganz überraschend ändern.

2009 bin ich in Biel in der Schweiz beim Nachtmarathon gestartet. Meine Frau hatte ihren Sohn, Beat, einen erfahrenen Ultralangstreckenläufer, der zu dem Zeitpunkt schon 35 100-Meilen-Läufe hinter sich hatte, gebeten, mich zu begleiten. Es war, wie gesagt, nicht mein erster Wettbewerb nach der Genesung meiner Beine, aber der längste und ich hätte nicht sagen können, was bei Kilometer 30 oder 35 eintreten würde.

© Wolf Wanninger

Zielschluß war nach 7:45 Stunden. Ausgerechnet hatte ich mir, daß ich mit 7:36 Stunden ankommen müßte. Lausig knapp, aber acht Minuten Polster ist auch nicht schlecht. Es lief alles wie am Schnürchen, an jedem 5-Kilometer-Punkt lag ich in der Zeit, nirgends Probleme, nur ein Zeitverlust am zweiten Anstieg von knapp drei Minuten bei Kilometer 30. Beat mahnte zwar zur Eile, aber reinholen hätte ich den Verlust nicht mehr können, und so maulte ich: „Rechne selbst, Du bist der Mathematiker, wir schaffen das gut!“

© Wolf Wanninger

Unterwegs hatten wir sogar noch Teilnehmer überholt, allerdings dann auch so weit hinter uns gelassen, daß es aussichtslos war, daß sie das Ziel noch rechtzeitig erreichen würden und so kamen wir dann ans Ziel und Beat schubste mich unsanft über die Linie.

Ich sag zu ihm: „Was soll das denn! Jetzt hast Du die Schmach, Letzter zu sein!“ Da sagt er: „Letzter zu sein, ist in Ultralangstreckler-Kreisen eine hohe Ehre!“ In meinen verständnislosen Blick hinein sagt er dann:

„Ist doch logisch: wer zuletzt kommt, hat am längsten gelitten!“

(Peter E. Schumacher)

Lieber Peter, ich freue mich so sehr für Dich und diesen Erfolg! Es ist eine großartige Leistung von Dir. Ich freue mich, daß Du den Mut hattest, Dich „zu bewegen“ statt zu resignieren.

Danke für Deinen Beitrag hier.

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


2 Kommentare

  1. 1. Tobias

    Kommentar vom 16. Oktober 2012 um 11:36

    “Ist doch logisch: wer zuletzt kommt, hat am längsten gelitten!” – cool
    Danke Eyelyn

  2. 2. peter e. schumacher

    Kommentar vom 17. Oktober 2012 um 16:59

    Liebe Evelyn,

    danke zum einen für die Ehre, die Du mir erwiesen hast, zum andern für Deine anerkennenden Worte!

    Herzlichst,
    peter

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