Abwehrmechanismen

© Andrea Marchetti

Wir nutzen sie alle, auch wenn wir uns dessen unbewusst sind. Sie waren ursprünglich eine Überlebensstrategie, die sich jedoch dann im Laufe der Zeit – und unseres Erwachsenwerdens – verselbständigte, so daß wir mitlerweile unbewusst danach handeln. Doch wozu dienen sie uns und vor allem, weshalb nutzen wir sie?

Da ist einerseits unser Lust-Unlust-Prinzip, die Gesamtheit unserer Triebe.
Und was uns Unlust bereitet, wollen wir verhindern, mit allen Mitteln. Und ganz besonders gehört die ANGST dazu, die wir auf jeden Fall vermeiden wollen.

Andererseits sind da unsere moralischen Maßstäbe sowie eine Idealbildung.
Also so, wie wir unseren Nächsten und uns selbst sehen wollen. Gebote und Verbote werden hier herangezogen, vor allem in uns selbst, wir übernahmen sie aus unserem sozialen Umfeld, wurden darauf von Klein auf konditioniert.

Dazwischen liegt der Bereich zwischen „Theorie und Praxis“.
Also der Teil unseres ICH’s, besser noch unserer Persönlichkeit, der uns täglich begegnet und die Widersprüche im Miteinander dieser beiden Extreme heraus fordert.

Aus diesem täglichen, ja, ich kann schon sagen  stündlichen, „Kampf“ zwischen den einzelnen Instanzen entwickeln wir unbewusst die unterschiedlichsten Abwehrmechanismen. Sie sind Teil jeder Neurose (psychische Störung durch unbewusste, ungelöste Konflikte).

Diese neurotische Angst bzw. Ängste sind es (im Gegensatz zur konkreten Real-Angst), die zu den Abwehrmechanismen führen. Sie ist Mitbedingung jeder Neurose, denn alle Neurosen sind beschreibbar als fehlgeleitete Versuche des Ich’s, Angst (aus einer innerlich erlebten Bedrohung heraus), Unlust sowie Schmerzen – gerade auch seelischer Natur – zu vermeiden.  Das Ich sieht zu, alle inneren und äußeren Gefahren abzuwehren, die dem Lustprinzip entgegen stehen, ohne sich jedoch der eigentlichen Angst zu stellen.

Daher gibt es die Abwehr von Trauer,  Schmerz, Depression, Kränkungen u.v.m.

Die Abwehrmechanismen dienen dazu, mit dem Unlust erregenden Impuls fertig zu werden. Also jenem, der einen Konflikt auslöst. Überwiegend erfolgt diese Abwehr unbewusst, weil wir „vergaßen“, was die Ursache für den ursprünglichen Konflikt war.

Damit kommen dann unsere Verdrängungsmechanismen ins Spiel. Sie dienen dazu, die Angst zu verdrängen, die Momente des unlustvollen Reizes, der aus dem Inneren – bzw. auch aus dem Außen, ausgelöst durch das aktuelle Geschehen – heraus kommt, zu verleugnen, wie z.B. Schuldgefühle, Bedürfnisse, Begierden etc. Sie dienen also dazu, den Konflikt zu verneinen.

© Andrea Marchetti

Fasse ich also die Verdrängung als einen Oberbegriff für das Unbewusstmachen von psychischen Inhalten und Affekten (intensiver emotionaler Zustand von relativ kurzer Dauer, z.B. Zorn, Angst, Wut, Hass, Freude) auf, dann ist die Verdrängung im engeren Sinne das Zurückweisen von von innen kommender Impulse und die Verleugnung das Zurückweisen von außen kommender Reize. Prinzipiell eignet sich jede Form eines Verhaltens und Empfinden  zur Abwehr.

Ich werde in loser Folge über einige der regelmäßig angewandten Abwehrmechanismen hier näher schreiben. Wir sollten uns dessen bewusst sein, damit wir die dahinter steckenden, inneren Konflikte auflösen. Es ist äußerst sinnvoll, sich dabei professioneller Hilfe zu bedienen.

Wir haben alle die Möglichkeit, unser Leben selbstbestimmt zu leben und unsere Bedürfnisse frei zu kommunizieren. Das führt uns in die innere Freiheit. Je besser wir diese Mechanismen bei uns selbst erkennen, desto leichter fällt es uns, diese loszulassen.

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –

 


4 Kommentare

  1. 1. Anna Maria Luna

    Kommentar vom 14. Januar 2012 um 17:46

    Hallo liebe Evelyn, ich habe in Laufe meines Lebens gelernt, das Verdrängung niemals ein Weg ist! Ich betrachte mir das Problem und wenn ich nichts ändern kann, lasse ich es los! Sehe nicht ein, mir Probleme anderer Menschen zu meinem eigenen zu machen.Nehme ungern Meinungen meiner Mitmenschen an, will alles selber fühlen…es muss mit mir übereinstimmen.Mein aktuelles Problem sehe wenig dramatisch, ich habe gelernt etwas sehr wichtiges und muss danke zu dieser Person sagen…das ich sie kennen lernen durfte. Sie wird im meinem herzen immer eine offene Tür finden. Jeder Mensch hat sein eigenes Leben zu verantworten. Es grüßt Dich herzlich Anna Maria Luna <3

  2. 2. Evelyn

    Kommentar vom 18. Januar 2012 um 23:26

    Danke Dir, liebe Luna,

    für Deine Anmerkungen zu meinem Artikel. Sicherlich lernen wir im Laufe unseres Lebens, Veränderungen zuzulassen. Doch in einem widerspreche ich Dir: KEINER ist frei von Verdrängung, blinde Flecken haben wir alle. Du wärst ansonsten die einzige Heilige hier auf Erden, die volles Bewusstsein lebt.

    Und dass das alles andere als der Fall ist, so denke ich, wissen wir beide. 😉

    Liebe Grüße auch an Dich. 🙂

  3. 3. Kurt Welser

    Kommentar vom 5. Juli 2012 um 23:37

    Äußerst schwierige Thematik … !
    Zum Beispiel für meine seit über 7 Jahren anhaltende psychosomatische Schmerzstörung findet sich bis heute trotz ununterbrochener Therapien … kein Ansatz zur Behebung !

  4. 4. Evelyn

    Kommentar vom 5. Juli 2012 um 23:48

    Ja, Kurt, die Abwehrmechanismen sind vielseitig; Du findest hier mehrere Beiträge zu diesem Begriff. Und Schmerzstörungen sind behebbar, wenn wir denn wollen.
    Schau einfach hier einmal nach: http://www.ink.ag – ich bin überzeugt, auch in Deiner Nähe findest Du einen Behandler, der mit der Psychokinesiologie bzw. Regulationsdiagnostik arbeitet. Beides Bereiche, in denen ich auch ausgebildet bin. Mache davon Gebrauch – wenn Du denn magst. Und mittels dieser Sitzungen sind die Zusammenhänge für die psychosomatischen Schmerzstörungen erkennbar – und lösbar.
    Ich drücke Dir die Daumen.
    Herzlichst
    Evelyn

Einen Kommentar schreiben