Co-Abhängigkeit

© Andrea Marchetti

Mir liegt das Thema Co-Abhängigkeit sehr am Herzen, so daß ich hierzu einmal die Ausführungen von Robert Betz einstelle:

Viele Frauen und Männer denken diesen Gedanken – und tragen mit ihm dazu bei, dass ihr Partner weiter trinken muss. Sie lehnen ab, was jetzt so ist und kämpfen gegen die Wirklichkeit. Schließ deine Augen und denke nur diesen Gedanken – und frage dich jetzt: „Wie reagiere ich (in meinem Körper, in meinen Gefühlen) auf diesen Gedanken?“

Spür, wie unangenehm dein Körper auf deinen Gedanken reagiert und welche Gefühle hochkommen – nicht, weil dein Partner trinkt bzw. säuft, sondern weil du so denkst.

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Wenn du den Gedanken umkehrst in ein mögliches Gegenteil, kommst du zu verschiedenen neuen Gedanken, z.B. „Mein Partner sollte soviel trinken!“ – Könnte der Gedanke wahr sein? Wenn jemand trinkt, dann sollte er jetzt soviel trinken. Warum? Weil es die jetzige Wirklichkeit ist, er trinkt.

Andere Umkehrung: „Ich sollte nicht soviel schlucken“ – Könnte das wahr sein? Sehr viele Frauen und Männer sagten auf diesen Gedanken: „Das stimmt. Ich schlucke alles immer hinunter, spreche nicht das wirklich aus, was ich fühle und denke“.

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Wenn du alles runterschluckst und nicht den Mut hast, dich mit deiner Wahrheit zu zeigen, forderst du unbewusst deinen Partner auf, auch weiter zu schlucken. Man nennt es Co-Abhängigkeit.

Hinter einer Sucht steht meist die Sehn-Sucht nach Liebe, Anerkennung und Wertschätzung, die der Süchtige sich selbst (noch) nicht schenken kann. Es ist zugleich die Suche nach einem Zustand des inneren Friedens, der Harmonie und der Entspanntheit oder nach einem anderen (ekstatischen) Bewusstseinszustand.

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Aufrecht erhalten wird die Sucht durch die Flucht vor dem bejahenden Fühlen von Gefühlen wie Scham, Schuld, Ohnmacht, Angst, Neid, Eifersucht, Trauer und anderen. Es sind die Gefühle des kleinen Kindes in uns. Nur Schmerz und Verzweiflung werden wahrgenommen.

Für seine Sucht darf der Süchtige seine Schöpfer-Verantwortung (nicht ‚Schuld’) übernehmen. Aber wann er das kann, liegt nicht in unserem Ermessen und ist ausschließlich seine Angelegenheit. Er hat sich unbewusst für diesen –oft zeitweisen – Weg entschieden und dieser sein Weg verdient Respekt und Wertschätzung.

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Be- und verurteile nicht den Weg, den jemand geht, denn du weißt nicht um alles, was in ihm steckt. Du gehst nicht in seinen ‚Schuhen’. Mitleid oder die Etikettierung als ‚Kranker’ helfen ihm in keinster Weise, sondern schwächen ihn und verstärken seine Gefühle von Scham und Versagen.

Niemand ist ‚zufällig’ mit einem Menschen zusammen, der von etwas im Außen abhängig ist, ob von Heroin, von Alkohol oder von Spielautomaten, der an Ess-Sucht oder einer anderen Sucht leidet. Es gibt keine Zufälle. Dieser dir nahe stehende Mensch spiegelt dir etwas. Wenn dein Partner (dein Sohn/deine Tochter) an einer Sucht leidet, frage dich: „Und wovon bin ich selbst abhängig, wo bin ich nicht frei? Was glaube ich zu brauchen oder was, glaube ich, fehlt mir zum Glücklich-Sein. Darf ich selbst z.B. ‚schwach’ sein?

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Viele Frauen mit einem trinkenden Mann hatten in der Kindheit einen Vater, der schwach oder leidend war, der dem Mädchen leid tat. Und das Mädchen begann zu denken, ich will Papa helfen. Als erwachsene Frau ziehen sie fast immer Männer an, die unter irgendetwas innerlich leiden und sich hiervon oft durch eine Sucht ablenken; und umgekehrt machen es Männer ebenso und werden zu Frauen-Kümmerern und –Rettern.

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Schau dir deinen eigenen Schmerz und dein in der Kindheit gebrochenes Herz an und geh den Weg der Heilung. Lenk dich nicht durch deinen süchtigen Partner von dir selbst ab. Die Sucht selbst ist nicht das zentrale Problem, sondern die Gefühle, an denen das Kind in uns glaubt, sterben zu müssen, würde es sie noch mal fühlen. Fühle mit Liebe den Schmerz (z.B. in Begleitung eines Transformations-Therapeuten) und heile das Herz des Kindes in dir.
(Robert Betz)

Es gibt viele Möglichkeiten, sich diesem Thema zu nähern, u.a. auch in Selbsthilfegruppen, wie z.B. Alanon und Alateen, die es auch in Deiner Nähe gibt. Ein 12 Schritte-Programm unterstützt dabei.

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Die intensive Beschäftigung mit diesen Schritten trägt wesentlich zum Fortschritt im Al-Anon Programm bei. Die Prinzipien, die sie verkörpern, sind universell; jedermann kann sie anwenden, gleichgültig, welches Glaubensbekenntnis er hat. In Al-Anon bemühen wir uns um immer tieferes Verstehen dieser Schritte und beten um die Weisheit, sie in unserem Leben anwenden zu können.

  1. Wir haben zugegeben, dass wir Alkohol gegenüber machtlos sind und unser Leben nicht mehr meistern konnten.
  2. Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.
  3. Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes, wie wir ihn verstanden, anzuvertrauen.
  4. Wir machten eine gründliche und furchtlose moralische Inventur von uns selbst.
  5. Wir gestanden Gott, uns selbst und einem anderen Menschen die genaue Art unserer Verfehlungen ein.
  6. Wir wurden vorbehaltlos bereit, unsere Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.
  7. Demütig baten wir Ihn, uns von unseren Mängeln zu befreien.
  8. Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Unrecht zugefügt hatten, und nahmen uns vor, es an ihnen allen wieder gutzumachen.
  9. Wo immer möglich, bemühten wir uns aufrichtig um direkte Wiedergutmachung an ihnen, ausgenommen, es würde ihnen oder anderen Schaden daraus entstehen.
  10. Wir fuhren fort, persönliche Inventur zu machen, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.
  11. Durch Gebet und Meditation suchten wir unseren bewussten Kontakt zu Gott, wie wir Ihn verstanden, zu verbessern. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen für uns wissen zu lassen und uns die Kraft zu geben, den auszuführen.
  12. Nachdem wir durch diese Schritte ein inneres Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an andere weiterzugeben und uns in allen unseren Angelegenheiten nach diesen Grundsätzen zu richten.
© Andrea Marchetti

Ich lege Dir sehr ans Herz, Dich mit diesen Zeilen zu beschäftigen. Wir verdrängen gerne alle – und unterstützen so noch zusätzlich die Abhängikeit anderer. Nutze die vielfältigen Angebote auch für Dich.

Es ist hilfreich zu erkennen, daß wir alles andere als allein mit diesem Zustand sind; es hilft zu erkennen, daß wir mit unseren Empfindungen und Gefühlen trotzdem liebenswert sind. All das und noch mehr findest Du in diesen Gruppen.

Unter Übungen findest Du auch die Fragen nach Byron Katie. Sie sind dienlich für Deinen Weg in die Veränderung.

Übrigens: Wenn Du das Stichwort „Alkohol“ oben eingibst, erscheinen weitergehende Beiträge. Sie helfen beim Erkennen und dabei, andere Wege zu beschreiten.

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


1 Kommentar

  1. 1. Erianna

    Kommentar vom 26. September 2012 um 09:36

    🙂

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