Drei Bäume – drei Träume

© Andrea Marchetti

Ich möchte Euch eine Geschichte von Bäumen erzählen, von drei Bäumen genau gesagt.

Diese drei Bäume wuchsen zusammen im Wald auf. Sie erzählen miteinander, besonders viel erzählen sie, wenn es windig war. Zu solchen Zeiten hören wir sie ja auch. An einem Tag, der sonnig war, sprachen sie wieder miteinander; sie erzählten sich ihre Wünsche und Träume.

Der Erste sagte: „Wenn ich einmal gefällt werde, dann soll aus meinem Holz eine Wiege werden, um ein Menschenkind darin zu bergen.“

Der Zweite sagte: „Aus meinem Holz soll ein Schiff entstehen, mit dem die Menschen die Erde umkreisen.“

Der Dritte hatte einen eigenartigen Traum: Er sah sich bestimmt zu einem Wegweiser, der den Menschen den Weg zum Himmel zeigt.

© Andrea Marchetti

Als die Holzfäller kamen, sagten sie zum ersten Baum: „Aus dir machen wir eine Krippe für das Vieh!“  Da widersprach der Baum: „Eine Wiege will ich werden!“ „Warte was Gott aus deinem Wunsch machen will“, war die Antwort.

Zum zweiten sagten sie: „Du bist recht für ein Fischerboot!“ Auch dieser war enttäuscht: „Ich will doch über die Weltmeere fahren!“ „Warte was Gott aus deinem Wunsche machen will“, war die Antwort.

Vor dem dritten Baum standen sie lange unschlüssig; sein Holz war nicht von bester Art, aber zu einem Kreuz für die Hinrichtungsstätte würde es reichen. Da schrie der Baum auf: „Nur das nicht! Ich soll doch Menschen zu Gott führen!“ Auch hier hieß es: „Halte still und warte, was Gott aus deinem Wunsch machen will.“

© Andrea Marchetti

Die drei Bäume ließen es geschehen, und ihre Wünsche erfüllten sich weit herrlicher, als sie es je geträumt hatten.

Die Krippe füllte sich wohl zuerst mit Heu und Stroh für die Tiere, aber dann barg sie an Weihnachten das Menschenkind, den Gottessohn.

Das Fischerboot diente wohl zuerst der Arbeit, aber dann, als Jesus aus ihm predigte und die Menschen ergriffen seinen Worten lauschten – dort, am See Genezareth – da ging von dem kleinen Boot die Botschaft über die Weltmeere bis an das Ende der Welt.

Und der Baum der Schande, das Holz des Fluches? An ihm hing der Erlöser, es wurde zum Zeichen der Versöhnung für die Welt, Hoffnung der Lebenden, Trost der Sterbenden. Das Kreuz ist und bleibt der Wegweiser Gottes.
– Eine irische Legende –

Der Mensch denkt – und die Quelle allen Seins lenkt. Weiser als wir es uns je vorstellen könnten.

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf  Zeit –


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