Vater werden ist nicht schwer (1/3)

© Andrea Marchetti

Vater sein dagegen sehr.

Ich glaube, daß wir alle diesen Ausspruch kennen – und wieviel  Wahres ist daran. Nimm Dir einfach einmal die Zeit, die nachfolgenden Ausführungen zu lesen – unwichtig, ob Du Mann oder Frau bist, denn sie gelten für uns alle – und die von uns gemachten Erfahrungen:

Männer, die meinen, ohne Kampf auszukommen, bleiben auf ihrem Entwicklungsweg stecken. Das Leben ist ein Kampf. Jeder begegnet auf seinem Weg des Mannwerdens dem eigenen Schatten. Und dem Schatten zu begegnen, ist kein Vergnügen.

© Andrea Marchetti

Offensichtlich vermag niemand wirklich Vater zu werden, der nicht mit sich und seinen Schattenseiten gekämpft hat. Wer meint, er könne ungeschoren durchs Leben gehen, ohne sich seinem Schatten zu stellen, der wird seine Schattenseiten als Vater auf seine Söhne und Töchter projizieren. Er vermag die Söhne nicht so zu sehen, wie sie wirklich sind. Vielmehr sieht er sie durch die Brille seiner verdrängten Bedürfnisse und Leidenschaften.

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Söhne von Vätern, die ihren Schattenseiten ausgewichen sind, vermögen kaum eine positive Männlichkeit zu entwickeln. Sie werden entweder ihren Vaterhaß gewaltsam ausagieren oer sie laborieren immer an ihrer eigenen Schwäche.

Eine große Versuchung gerade für den Mann heute besteht darin, daß er sich nur auf seinen Verstand und Willen verläßt und dabei allem aus dem Weg geht, was aus den Tiefen seines Unberbewussten aufsteigt. Oft genug hat er auf diesem Weg Erfolg.

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Doch der Erfolg kann auch eine Falle sein. Der Erfolgreiche hat es nicht nötig, sich dem Schatten zu stellen. C.G. Jung schreibt, der größte Feind der Verwandlung sei ein erfolgreiches Leben. Wer immer erfolgreich ist, der glaube, sein Leben sei in Ordnung. Wenn die Frau die Schattenseiten des Mannes anspricht, dann wehrt dieser sich dagegen. Er versteht gar nicht, was seine Frau meint. Sie hätte Probleme, nicht er. Bei ihm ginge alles glatt. Er sei zufrieden.

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Doch manchmal zeigt die aggressive Art, wie Männer auf kritische Bemerkungen ihrer Frau reagieren, daß sie nicht so sicher sind, wie sie nach außen hin tun. Sie haben eine heillose Angst, daß jemand den Lack von ihrem erfolgreichen Image abkratzen könnte.

Aber irgendwann genügt die alte Strategie nicht mehr. Der Verstand mit seiner Schlauheit hilft nicht weiter, wenn die Kinder sich anders entwickeln, wenn der Leib mit Krankheit reagiert oder die Psyche nicht mehr mitmacht – zum Beispiel, indem sie den Erfolgreichen auf einmal nicht mehr schlafen läßt, oder indem sie in Panikattacken stürzt.
Aus: Kämpfen und Lieben

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


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