Schüler fehlen häufiger im Unterricht

 

 © Jo Graetz

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Höchste Fehlquote an Sonderschulen

Gelegentliche Fehlzeiten in unserer Schulzeit kennen wir alle; manchmal mußte auch einfach ein „Schwänzen“ sein. Und wie dankbar war ich, wenn ich einen Entschuldigungszettel von meinen Eltern vorlegen konnte.

  • Doch was ist mit häufigen Fehltagen – einfach so, weil Null-Bock besteht?
  • Wer schadet sich damit und verliert die Zukunft aus den Augen?
  • Die Eltern, die Kid’s selbst oder sogar beide?
  • Oder auch wir, die Gesellschaft?

Die Fehltage der Berliner Schüler nehmen zu. Immer häufiger lassen sich Jugendliche in den siebenten bis zehnten Klassen krankschreiben oder fehlen unentschuldigt.  Hier der Bericht von Florentine Anders (Berliner Morgenpost am 19.08.09): 

Die Fehltage der Berliner Schüler nehmen zu. Immer häufiger lassen sich Jugendliche in den siebenten bis zehnten Klassen (Sekundarstufe 1) krankschreiben oder fehlen unentschuldigt. Das geht aus der Antwort von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) auf eine Kleine Anfrage des CDUAbgeordneten Matthias Brauner hervor.

Demnach lag die Fehlquote in diesen Klassenstufen im zurückliegenden Schuljahr bei insgesamt 6,9 Prozent. Im Vorjahr waren es 6,6 Prozent. Im Schuljahr 2006/2007 lag die statistische Fehlquote sogar nur bei 4,9 Prozent.
Allerdings wurden hier noch die Grundschulen in die Statistik einbezogen. Seit dem Schuljahr 2007/2008 werden nur noch die Fehltage in der Sekundarstufe 1 zentral erfasst, weil das Problemdes Schulschwänzens in diesen Jahrgängen besonders ausgeprägt ist.

© Foto AS

Am häufigsten bleiben die Schüler an Sonderschulen mit dem  Förderschwerpunkt Lernen dem Unterricht fern. Hier war die Fehlquote im vergangenen Jahr mit 14,4 Prozent mehr als doppelt so hoch wie an den Realschulen (6,5 Prozent). Die unentschuldigte Fehlquote hatte 5,5 Prozent betragen.

Insgesamt versäumen die Schüler in den oberen Klassen der Sonderschulen im Durchschnitt knapp 13 Tage pro Schulhalbjahr. An Hauptschulen sind es 11 Tage pro Schüler im halben Jahr. Am wenigsten fehlen die Schüler an den Gymnasien mit 3,9 Tagen durchschnittlich pro Halbjahr. Die unentschuldigte Fehlquote liegt bei den Gymnasien bei nur 0,3 Prozent.

Schuldistanz wird jedoch in einigen Fällen auch durch Entschuldigungen vom Arzt oder von den Eltern gedeckt, heißt es in der Antwort auf die Anfrage. Wenn Schüler sehr häufig Atteste vorlegen, reagierten die Schulen wie in Fällen von Schuldistanz. Seit Februar kann die Schule bei begründetem Zweifel an einem ärztlichen Attest über die Schulbehörde eine Stellungnahme vom bezirklichen
Gesundheitsamt einholen. Der Amtsarzt prüft dann, ob das Fernbleiben des Schülers vom Unterricht tatsächlich berechtigt ist. Grundlage dafür ist eine im Februar geänderte Verwaltungsvorschrift.

Ursachen für das Fehlen der Schüler können neben Schulangst auch religiöse Gründe sein, heißt es in der Antwort der Bildungsverwaltung. Beispielsweise, wenn Schülerinnen nicht am Sportunterricht teilnehmen sollen.

Wenn Eltern von Schulverweigerern nicht mit der Schule kooperieren, erlaubt das Berliner Schulgesetz Bußgelder bis zu 2500 Euro. Im Bezirk Neukölln wurden im vergangenen Jahr 187 solcher Bußgeldbescheide ausgestellt. Die anderen Bezirke führen dazu keine Statistik. In extremen Fällen kann laut Gesetz den Eltern auch das Sorgerecht entzogen werden.

Reinhard May hat so seine Sichtweise:


Wir glauben oftmals, dass es offensichtlich ist, weshalb die Kinder die Schule meiden. Erfahrungsgemäß stecken ganz andere Gründe dahinter und häufig liegen die Ursachen viel tiefschichtiger als wir annehmen/meinen.

Es ist so wichtig herauszufinden, wo die Blockaden des Kindes liegen, damit es wieder gerne  die Schule – und das aus freiem Willen – besucht. Für ein Lernen, das so wichtig ist für die Zukunft Ihres – und unseres – Nachwuchses.

Und hier noch ein sehr schönes und aussagekräftiges Zitat:

„Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“

(Maria Montessori – italienische Ärztin, Reformpädagogin, Philosophin und Philanthropin, 1870-1952)

Herzlichst

Evelyn



4 Kommentare

  1. 1. Thomas Wandt

    Kommentar vom 4. Juli 2010 um 15:54

    Ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.

    Das sind hausgemachte Probleme, von Nichts kommt Nichts. Politik Ist Marketing, was fehlt Ist Moral-Werte-Ethik. Es gibt für mich „Nur Eine(n)“ gute(n) Lehrer(in): Marie von Ebner-Eschenbach

    Die Realität Ist Knallhart Und Kein Spiel.

  2. 2. Evelyn

    Kommentar vom 4. Juli 2010 um 17:29

    Hi Thomas,

    ich denke, daß Moral-Werte-Ethik schon da sind, oftmals nur wenig gefördert werden.

    Und ich bin selbst eine große Freundin von Maria Montessori und ihre Philosophie. „Kinder sind anders“ ist ein Buch von ihr. Mittlerweile schon ein Klassiker der pädagogischen und kinderpsychologischen Literatur für alle, die mit Kindern leben und arbeiten. Ebenso empfehlenswert „Lernen ohne Druck, schöpferisches Lernen in Familie und Schule“.

    Ich kenne zahlreiche Kinder bzw. Erwachsene, die in Montessori Kindergärten bzw. Schulen gingen. Sie durften entsprechend ihres jeweiligen Entwicklungslevels lernen – und lernten doch alles, was auch in der „normalen“ Schule gelehrt wird. Nur mit mehr Freude und vor allem ohne Druck.

    Freue mich, Dich hier wieder zu treffen.
    Evelyn

  3. 3. Thomas Wandt

    Kommentar vom 4. Juli 2010 um 18:52

    Hallo Evelyn,

    die Politik und sonstige „Dummbatze“ haben sich aus Erziehung rauszuhalten. Ideologie ist / heißt Aufoktroyieren von Meinungen. Jedoch Druck hat nichts mit Ideologie zu tun. Wenn ein Kind nicht von Herzen geliebt wird, zerstört (führt) Druck (ins Gegenteilige) auch das Letzte. Wo das hinführt ist ja weit und breit in Deutschland zu sehen. Dazu brauche ich keinen Fernseher oder Computer, das „sehe“ & spüre ich. Kinder sind nicht anders, Kinder waren schon immer anders.
    Gleiche Bildung für Alle – Bildung darf nichts kosten.

    Montessori kenn ich nicht, werd mich aber mal kundig machen. Schöpfertum – schöpferische Arbeit ist sehr wichtig, das stimmt.

    Ich wäre / bin auch dafür das andere Literatur Einzug (er)hält in deutschen Schulen, z.B. mehr russische (A.Solschenizyn).

    herzliche Grüße
    Thomas

  4. 4. Evelyn

    Kommentar vom 4. Juli 2010 um 22:00

    Hallo Thomas,

    für mich ist Ideologie erst einmal neutral. Mehr so Richtung Ideenfindung. Und im zweiten Schritt ein Aufzeigen von Möglichkeiten, Grundwerten, Denkansätzen etc., die ein Miteinander ausmachen bzw. zu einem Miteinander gehören.

    Und dann kommt wieder das dazu, was der Mensch daraus macht. Und da haben wir unsere Eigenverantwortung. Ich bringe hier einmal ein Zitat ein:
    „Erziehen heißt vorleben. Alles andere ist höchstens Dressur.“ (Oswald Bumke )

    Und ich denke, da haben wir alle unseren Anteil beizutragen.

    Dir liebe Grüße
    Evelyn

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