Ich bin immer wieder fassungslos

© Andrea Marchetti

und werde auch wütend, wenn ich Sätze höre bzw. Aussagen lese wie:

  • Du bist als perverses Schwein geboren!
  • Unsere Justiz hat versagt, deshalb kümmern wir uns jetzt selbst darum!
  • Missbrauchstäter verdienen die Todesstrafe!
  • Du bist es nicht wert, zu leben!
  • Gefängnis ist noch zu gut für Dich!
  • Therapien funtkionieren doch nicht!
  • Diese Kugel ist für Dich, du mieses Stück!

Ist Dir bewusst, daß

© Andrea Marchetti

  • jedes Kind unschuldig geboren wird?
  • jeder Mensch das „Produkt“ seines Umfeldes ist?
  • jedes Kind geprägt wird durch Gebote, Strafen und Drohungen unserer Eltern, die ihrerseits es unterließen, ihre eigenen verdrängten Gefühle aus ihrer traumatisierten Kindheit zu klären?
  • Du die Menschen, die Missbrauch erlebten, damit in der Opferrolle festhältst?
  • die Anstiftung zur Selbstjustiz strafbar ist? Gut nachzulesen auch hier
  • daß erst im Jahre 2000 den Eltern ausdrücklich das „Züchtigungsrecht“ abgesprochen wurde, nachdem noch 1997 die Mehrheit für die Beibehaltung war? Siehe hier die Ausführungen in Wikipedia.
  • daß der überwiegende Missbrauch innerhalb der Familie stattfindet und nur in den seltensten Fällen durch Außenstehende? Also durch Vater, Mutter, Onkel, Tante, Bruder, Schwester, Oma, Opa  …
  • diese Aussagen keinerlei Hilfe für die Missbrauchten darstellen?
  • daß Du damit nur Deine eigenen Verletzungen lautstark zum Ausdruck bringt? Verletzungen, die Du erlitten hast und Du Dich auch heute noch weigerst,  aus dieser Opferrolle herauszugehen? Und dazu andere Menschen damit missbrauchst?
  • wenn Du mit dem Finger auf einen anderen Menschen zeigst, drei Finger Deiner Hand auf Dich zurück zeigen?
  • Du mit diesen Aussagen jedem Menschen – und damit auch Dir selbst – Entwicklung absprichst?

Ja, auch Du hast Missbrauch erlebt, fühltest Demütigung und Hilflosigkeit, Ohnmacht, Angst – wie wir alle! Ob nun physisch, emotional oder mental ist sogar relativ unwichtig, denn es tat weh! Ja, das tat sogar sehr weh! So weh, daß du den Schmerz darüber einfach verdrängtest, bloß um das damit verbundene Gefühl zu vermeiden.

  • Ja, das hinterließ Spuren.
  • Ja, der Schmerz sitzt noch immer tief in Dir.
  • Doch es ist hohe Zeit, Dich diesem Schmerz zu stellen.
  • Immer wieder in das Gefühl hineinzugehen, bis Du den Schmerz umarmen kannst, bis Du ihm danken kannst … Erst dann wird der Schmerz gehen – und Dein Leben bekommt eine andere Lebensqualität.

© Andrea Marchetti

Wie sagte Maria Montessori schon so zutreffend? :

Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen,
sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.

Doch was passiert tagtäglich?

  • Kinder werden geschlagen und geprügelt.
  • Kinder haben sich den Eltern unterzuordnen.
  • Kinder werden die Ohren lang gezogen.
  • Kinder werden in die Wangen und in den Po gekniffen.
  • Kinder werden bloß gestellt.
  • Da wird – zumeist durch die Mutter – ein Angstszenario aufgebaut mit den Worten: Warte bis Vater nach Hause kommt! Er wird Dich bestrafen für …

Kinder bekommen falsche Botschaften von den Eltern, die sein eigenes Wertbild dann prägen:

  • Ich bin nichts wert.
  • Ich habe keinen Schutz und keinen Respekt verdient.
  • Und oft genug wird begleitend zu diesem Missbrauch auch noch gesagt: „Das dient nur zu deinem Besten …“
  • Da darf dann vom Kind keinerlei Zorn gezeigt werden, keinerlei Wut, keinerlei Schmerz, denn sonst gibt es weiteren Missbrauch.

Welch ein Hohn!

© Andrea Marchetti

Das ist ein Mord an der Seele des Kindes – und wir sind alle Kinder, auch heute noch; auch dann, wenn wir von der Gesetzgebung her volljährig sind.  Und all diese verletzten Kinder sind unsere Nächsten, also Kindergärtner, Lehrer, Politiker, Chefs, Kollegen, Polizisten, Richter, Anwälte, Ärzte, Sozialarbeiter, Krankenschwestern, Pflegepersonal und und und…

Sie sind alle genauso verletzt wie wir selbst! Ohne Ausnahme. Alle haben Ängste, alle tragen ihren unverarbeiteten  Schmerz in sich und bringen ihn zumeist  destruktiv zum Ausdruck. Und geben ihn vor allem täglich an andere weiter, wenn auch zumeist genauso unbewusst wie DU das machst. Und auch sie bekamen als „Erziehung“ nur das von ihren Eltern, was diese wiederum von ihren Eltern mitbekamen, und diese wiederum von ihren Eltern… Du kannst 10 x Deinem Kind sagen, nimm das Messer nicht in den Mund. Es wird es dennoch tun, einfach weil Du es ihm laufend vor machst beim/nach dem Essen. Und schon hat es seine Ohrfeige weg, wenn es Dich nachahmt.

© Andrea Marchetti

Überlege also bitte, was DU für DEIN Leben – und dem Leben anderer – anrichtest, wenn Du in diesem Kanon verbleibst und sogar noch andere zum Morden und Missbrauchen animierst, sprich anstiftest – und das ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Du bist nämlich ebenso Täter wie auch Opfer!

Es ist auch für Dich an der Zeit, Deine Eigenverantwortung wahrzunehmen statt mit dem Finger auf andere zu zeigen. Übernimm die Verantwortung für Dein eigenes Handeln und Nichthandeln. Kein anderer kann das tun für Dich. Es kommt für Dich dann der Moment, wo Du sagst: Es war falsch! Und ich vergebe … Das ist der Moment, in welchem Du Deinen eigenen Frieden findest und den wünsche ich Dir aus ganzem Herzen. ♥

© Andrea Marchetti

Als ergänzende Beiträge empfehle ich (bitte oben bei den Stichworten eingeben):

  • Tatort Familie
  • Der Fall Kevin – oder wie wirklich ist die Wirklichkeit
  • Opfer/Täter
  • Willst Du Recht haben oder glücklich sein?

Und Du findest auf diesem Blog ganz viele Anregungen, in Form von Buchempfehlungen, Übungen, Gedankengängen etc., wie Du aus diesem Kreislauf heraus kommen kannst – auch und gerade mit Hilfe von Therapeuten.

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


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