Geht mich das was an?

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Vor gut 25 Jahren eröffnete ich ein Geschäft mit Damenoberbekleidung. Eine aufregende und sehr schöne Zeit war das und irgendwie vermisse ich  noch heute „meinen“ Laden. 🙂

  • Welche Mode kaufe ich ein?
  • Was wollen die Kundinnen sehen?
  • Was wollen sie tragen?
  • Wer kommt? Jung oder alt? Schlank oder vollschlank? Groß oder klein?
  • Modisch oder konservativ?
  • Sportlich oder elegant?
  • Hatten die Teile preiswert zu sein oder durften sie auch mehr kosten?
  • Welche Qualität war gefragt? Normal oder hochwertig?

All das waren Fragen, die beim Einkauf zu berücksichtigen waren. Und es machte Spaß, die Frauen modisch und dennoch typgerecht anzuziehen. Ich freute mich sehr, daß aus Laufkundschaft Stammkunden wurden – die später dann auch sehr traurig waren, als ich das Geschäft aufgab.

Und es gab auch andere, die Freude an den von mir angebotenen Waren hatten. Ich kam eines Morgens pünktlich zu Geschäftsbeginn in meinen Laden und mußte entsetzt feststellen, daß eingebrochen worden war. Es stellte sich heraus, daß die Einbrecher durch das vergitterte und verschlossene Toilettenfenster in den Laden eindrangen und mir um gut 1/3 des Warenlagers ausräumten.

Also die Polizei gerufen, Anzeige erstattet. Der Spurendienst nahm seine Tätigkeit auf und allerlei Papierkram war dann zu erledigen, die Versicherung zu informieren und noch so einiges mehr. Der normale Verkaufsbetrieb war ein gutes Stück lahm gelegt.

Im Laufe des Tages kam ein Hausbewohner in den Laden und erzählte, daß er gesehen habe, daß ein Fahrzeug auf den Hof gefahren wäre und er hätte beobachtet, wie die Einbrecher die Ware aus dem Fenster herausreichten  zu denen, die sie dann in den Transporter warfen.

Ich fragte entsetzt, weshalb er nichts unternommen habe? Und bekam als Antwort: „Hätte ich mich etwa einmischen sollen? Denn hätte es mir ja passieren können, daß ich dabei verletzt werde.“ Ich war für einen Moment ganz sprachlos und fragte dann, weshalb er nicht einfach den Telefonhörer in die Hand genommen habe, um die Polizei zu rufen? Darauf erhielt ich dann – nach einem kurzen Nachdenken – den leisen Kommentar, daß er daran gar nicht gedacht habe …

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Mich hat der Einbruch seinerzeit viel Geld und Nerven gekostet. Die Versicherung erstattete lediglich einen Großteil des Versicherungsschadens. Doch viel schlimmer war, daß ich kein vollständiges Warensortiment mehr bieten bzw. zusammenstellen konnte, denn die Saisonware für den Sommer war ausgeliefert und es lief bereits die Produktion für die kommende Wintersaison. Genau das, was meine Kundinnen bei mir schätzten und was den Abverkauf zusätzlich erschwerte.

Und ich vergaß nie, daß ich ungebetene Gäste in meinem Geschäft hatte. Ob sich dessen die Einbrecher bewusst sind oder ist es ihnen egal? Emotional hat dieser Einbruch einiges an Spuren in mir hinterlassen. Und bis zum Verkauf des Geschäftes hab ich dann mit einer gewissen Anspannung jeweils die Ladentür aufgeschlossen. Wusste ich, ob wieder ungebetene „Kunden“ da waren?

Wie gehen Sie mit solchen Momenten um, wenn Sie sehen, da passiert etwas? Können wir mehr tun, als wir im Moment denken? Können wir auch helfen, ohne uns möglicherweise der direkten Gefahr auszusetzen? Zum Beispiel indem wir Hilfe rufen, z.B. mittels Telefon?

Vielleicht sollten wir uns mit diesem Zitat einmal mehr befassen?

Gesagt ist nicht gehört.
Gehört ist nicht verstanden.
Verstanden ist nicht einverstanden.
Einverstanden ist nicht behalten.
Behalten ist nicht angewandt.
Angewandt ist nicht beibehalten.

– nach Konrad Lorenz –

Nachdenkliche Grüße

Evelyn


4 Kommentare

  1. 1. Claudio M. Mancini

    Kommentar vom 4. Juli 2011 um 11:17

    wachsam sein, ist des Mannes vornehmeste Pflicht. ich weiß, bei Frauen ist das anders…! Aber hier ein Tip: Wenn ein Mann beim Rasieren pfeift, sollte seine Frau stutzig werden. Wenn er auch noch die Wohnungstür ölt, ist höchste Wachsamkeit geboten.

  2. 2. Frauke Danker

    Kommentar vom 4. Juli 2011 um 12:34

    und wenn der Mann dann noch sagt, ich komme heute später Schatz, die Sitzung dauert etwas länger, dann sollte man sich die Sekretärin genauer ansehen und nicht das Bidet 🙂

  3. 3. Evelyn

    Kommentar vom 4. Juli 2011 um 23:26

    Claudio, nicht alle sind so wachsam wie Du! 😉

  4. 4. Evelyn

    Kommentar vom 4. Juli 2011 um 23:26

    Hat Dein Mann auch eine Sekretärin, Frauke? 😉

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