Die Nacht

© Andrea Marchetti

Die Nacht ist dunkel. Was während des Tages wichtig schien, wird von ihr verhüllt. Sie verbirgt es vor dem Zugriff. In der Nacht tasten wir uns vorsichtig voran. In ihr kann jeder Tritt ein Fehltritt werden. Wir können ihn nur erahnen.

Wir können uns der Nacht auch anvertrauen. Ohne zu sehen, wissen wir dann den nächsten Schritt, wir wissen ihn sicher. Auf einmal führt uns eine andere Kraft, eine sehende Kraft.

© Andrea Marchetti

Am Tag verlassen wir uns weitgehend auf uns selbst und handeln sehend. In der Nacht verlassen wir uns auf etwas außerhalb von uns, das uns an die Hand nimmt, ohne dass wir sehen.

Im Schutz der Nacht können wir uns anders bewegen. Wir werden auf geheime Pfade geführt und erfahren auf ihnen blind die Geheimnisse der Nacht, die uns der Tag verhüllt. Erst in der Nacht leuchten die Sterne, in der Nacht ermessen wir ihre Ferne. Die Helle des Tages ist nah, die Nacht unendlich weit. Was bedeutet das für unser Leben? Erst in der Nacht werden wir weit. Erst in der Nacht leuchtet das ferne Licht. Erst in der Nacht werden wir still, andächtig still.

© Andrea Marchetti

Am Tag gehen wir, in der Nacht bleiben wir. In der Nacht kommen wir zur Ruhe und lassen wir los. In der Nacht betreten wir einen anderen Raum, einen ewigen Raum. Wo sind wir zuhause? Dort, wo wir schlafen können, wo der Tag hinter uns bleibt und die Nacht beginnt. Wo finden wir Gott? In der Nacht nach dem Tag. Wir finden ihn in der vollendeten Nacht, in der die Unterschiede gleich werden. Die Nacht nimmt sie unterschiedslos auf.

Wo wohnt die Liebe? Sie wohnt in der Nacht und sie bleibt in der Nacht, in tiefer Nacht, in Gottes Nacht.

– Bert Hellinger –

Mich berührten diese Zeilen sehr, vielleicht Dich auch?

Herzlichst

Mentorin auf Zeit


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