Existenzängste sind immer da

© Andrea Marchetti

Eine vielleicht heilsame Lebensgeschichte von mir, speziell für die Frauen denen es so ähnlich geht wie mir. Ich schrieb humorvoll aber doch auch gut erkennbar die Verzweiflung, die ich Jahrelang in mir trug und nicht fähig war sie zu ändern. Immer das gleiche Spiel – Existenzangst.

Ich war verzweifelt und sehnte mich danach, daß sich mein untreuer Mann sich für mich entscheidet. Ich habe vieles verstanden und tolerant hingenommen. Das schlimme an der ganzen Sache war – ich habe ihn von Anfang an nicht geliebt, nur gern gehabt. Ich war wie unter Drogen, weil meine Mutter mir ständig in den Ohren lag – ich bräuchte doch einen Mann der mich versorgt und ich solle doch an die Rente denken.

© Andrea Marchetti

Ich hatte einen guten Job, meinen Sohn, war nicht allein und verdiente gut. Plötzlich macht es Bumm in der Birne und Gabriele setzt Bekanntschaftsgesuche auf. 33 schöne Briefe und gute Männer darunter. Wen wähle ich, Hein Dattel Blödkopp. Groß,männlich, dicker Bauch große fleischige Ohren und schlabberige Haut. Häßliche, klare,  fast durchsichtige Augenfarbe und faltiges Gesicht. Er überzeugte mich bei seinem Besuch mit einem wunderschönen Blumenstrauß,was ich nicht kannte. Wir haben lange geredet und in mir wuchs der Gedanke die lebende Rente festzuhalten.

© Andrea Marchetti

Hätte schlimmer kommen können. Und es kam schlimmer. Jaja, lacht ruhig. Wir gingen zusammen ins Bett und der Eindruck von seinem nackten Körper erzielte kein Erfreuen. Ich dachte was soll’s, er ist zwar sehr schlabberig, aber da muß ich durch. Ich muß an die Rente denken. Was kam heraus? Nichts, weder unten noch im Gefühl. Na gut, dachte ich. Sowas kann passieren, das ist seelisch.

© Andrea Marchetti

Ich machte ihm den wahnsinnigen Vorschlag bei mir einzuziehen. So hatte ich ihn sicher. Die Rente war zwar noch zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre entfernt. Aber man muß planen und im Voraus denken. Er zog mit 2 braunen Koffern und 20 Plastiktüten bei mir ein. Die Klamotten entsprachen seiner Wohnungseinrichtung. Sehr gediegen. Aber gut, ich fing an öfters Klamotten moderner Art für ihn zu kaufen. Ich riet ihm auch sich einen Vollbart wachsen zu lassen, damit ich dieses verknautschte Gesicht nicht sehe.

© Andrea Marchetti

So geht es auch gut. 2 1/2 Jahre war er sehr aufmerksam und zärtlich. Dabei blieb es. Er war impotent. Ich hatte Verständnis, was auch für mich nicht schlecht war. Nach dieser Zeit wurde er immer zänkischer, so daß ich wirklich jeden Tag dachte daß er gehen soll. Inzwischen hatten seine vielen Lügen keinen Boden mehr. Seine 100 Tausend DM Schulden fielen mit meiner Hilfe der Abzahlung somit in den Keller, wo man sie nicht mehr fand, auch nicht die, die er noch zusätzlich verheimlichte.

© Andrea Marchetti

7 Jahre waren wir zusammen, die letzten 2 Jahre verheiratet und nie haben wir zusammen geschlafen. So vergeudet man sein Leben. Inzwischen baute sich ein neuer Schuldenberg auf, für den ich bürgte. Ich war totunglücklich so dumm gewesen zu sein. Nur war die Angst allein gelassen zu werden stärker als alles andere.

Wenn ich allein war habe ich pausenlos Gott um Hilfe gebeten ihn zu entfernen, was er dann im 7.ten Jahr tat. Ich persönlich war in einer wahren Starre vor Angst. Die Schulden, keine Arbeit mehr und die Angst später keine Rente zu kriegen. Und dann kam die Erlösung mit Angst und Schrecken. Ich merkte mit viel Feingefühl, daß er eine Geliebte hatte. Von seinem Freund erfuhr ich alle seine öffentlichen Sex-Escapaden.

© Andrea Marchetti

Ich sah dann auch nachdem ich ihn zur Rede gestellt habe dieses Schlachtross. Anders kann ich sie nicht bezeichnen. Sie war genauso häßlich wie er. Sie paßten also gut zusammen und hatten eine glückliche Zukunft zu erwarten. Später erfuhr ich, daß ich ihm zu hoch war, geistig und vom Aussehen. Er hatte Minderwertigkeitsgefühle mir gegenüber. Und nach 6 Wochen Bedenkzeit habe ich kurzen Prozess gemacht. Denn meinen gesunden Stolz lasse ich nicht zerstören. Dazu hat niemand ein Recht.

© Andrea Marchetti

Ich packte seine 20 Plastiktüten und die 2 braunen Koffer und schmiß ihn raus. Und als er aus der Tür mit diesem Sack und Pack ging sah ich nicht ihn – ich sah meine Rente gehen und war restlos aufgelöst. Ich weinte bittere Tränen und sagte zu meinem Sohn: „Was soll jetzt werden, was wird jetzt aus meiner Rente?“ Mein Sohn, völlig fassungslos, als hätte er in mir einen Geist gesehen sagte „Bist Du irre? Deine Rente ist erst in ca.23 Jahren fällig. Bis dahin passiert noch einiges.“

© Andrea Marchetti

Ich weinte mich bei ihm aus und widmete mich eine Woche dem Weinbrand und Rotwein. Ich war fröhlich in meinem Kummer. Betrunken war ich nie, aber ich schwebte in meiner neuen Erleuchtung. Denn nun war mir ein Licht aufgegangen. Nun suchte ich nette Freunde zu ausgehen. Monika, eine sehr nette, aber auch einfältige, Frau wurde meine Freundin und wir zogen nun erst recht jedes Wochenende durch die Gemeinden.

© Andrea Marchetti

Die Altbierkneipe Hannenfaß war uns die Liebste. Es wurde ausgiebige Abende. Wir lernten tolle Männer kennen. Und ich wollte es jetzt wissen ob ich hübsch bin und begehrenswert, was sich voll bestätigte. Ich suchte gezielt einen Gleichaltrigen. Was bekam ich in diesem halben Jahr? Smarte Typen im Alter von 23-28. Was anderes blieb nicht kleben, aber speziell diese Typen.

© Andrea Marchetti

Einer davon mit langen schwarzen Haaren, dunkelbraunen Augen, super gut gekleidet, intelligent und sehr interessant sowie charismatisch, der von Frauen umrundet war, saß an der Bar und guckte immer zu mir rüber. Ich dachte – Hui,wäre nicht schlecht. Aber der hat ganz andere im Sinn. Denkste, irgendwann kam er zu mir, lächelte mich an und wir unterhielten uns fantastisch. Ich nahm ihn mit nach Haus.

© Andrea Marchetti

Aber leider war ich so breit vom Altbier, daß ich gar nichts merkte und unter ihm einschlief. Morgens fragte er mich amüsiert mit einem charismatischen Lächeln „Wie heißt Du eigentlich?“ Bei diesen 4 Männern ließ ich es dann auch. Ich brauche Vertrautheit, Geborgenheit und starke Sinnlichkeit, die man nur erreicht, wenn man wirklich liebt und sich Stück für Stück erkundet.

© Andrea Marchetti

Aber ich wußte nun, daß ich durch die Knallerbse mit der ich 7 Jahre verloren habe, ein wichtiges Stück Leben und viele Nerven dabei auf der Strecke gelassen habe. In diesem halben Jahr habe ich sehr viel gelacht, vor allem darüber, daß bei einem Besuch von Monika und ihrem neuen Freund zu Weihnachten ein Kondom von ihnen im Weihnachtsbaum hing.

Ich sah es leider zu spät, denn es klingelte der Versicherungsvertreter und wollte einen Schaden aufnehmen. Er sah es und ich in dem Moment auch.

Ich nahm die Farbe im Gesicht meiner roten Weihnachtskugeln an. Hinterher

© Andrea Marchetti

schallendes Gelächter, obwohl uns vom Vorabend bei dem Trinkgelage sauübel war. Sie sahen alle, einschließlich meiner Person, wie Kalkwände aus.

Es ersparte mir bei meinem schmalen Geldbeutel das Frühstück. Monika blieb meine Freundin, nur sie entsprach vom Intellekt und ihrer Lebensweise nicht ganz meinen Vorstellungen. Sie war sehr an Rauschzuständen und Sex interessiert, auch mit mir. Ich habe die Biege gemacht, ich steh nicht auf Frauen. Ein schön geformter Männerkörper, der nicht in Falten hängt entspricht mehr meinen Vorstellungen.

© Andrea Marchetti

Naja, so vergingen Jahre von 1994 bis 1997, wo ich mir dann eine eigene kleine Wohnung suchte, da mein Sohn auszog. In dieser Zeit hatte mein Sohn viel Besuch von seinen Heavy Metall Freunden. Sie rauchten gemütlich und waren stont. Naja, die Kinder! Erfahrungen müssen sie ja machen. Ich war ziemlich mit seinen Freunden beschäftigt. Sahen schweinegeil aus die Typen mit unglaublich langen Haaren und wildes Aussehen.

Wenn sie auf´s Klo mußten, blieben sie öfters in meinem Türrahmen zu

© Andrea Marchetti

Schlafzimmer, wo ich mich schon hingelegt hatte, stehen, setzten sich auf die Erde und wir redeten manchmal fast eine Stunde, bis mein Sohn sie anfing zu suchen. Irgendwie bleiben Kinder und Jugendliche sowie junge Menschen an mir kleben. Sie fühlen sich immer bei mir geborgen und mir gibt es viel.

Ich habe dann allein gelebt, furchtbare Ängste ausgestanden, weil ich noch nie allein war. Aber ich habe es geschafft alles anders in meinem Leben zu sehen ab dem großen spirituellen Wachrütteln durch Geistwesen und Engeln.

© Andrea Marchetti

Die Zeit war gekommen das Leben nun endgültig zu ändern. Meine jahrelangen Sünden mit Alkohol, Tabletten und 40-50 Zigaretten haben mich zu Fall gebracht, was mir durch den Arzt die Todeserklärung brachte. Erst da hat es Klick gemacht.

Ich versuche mit Lebensberatung den Menschen zu helfen, damit sie ihre Fehler erkennen um nicht die Quittung, die sehr hart ausfallen wird,  zu erhalten. Das ist meine Aufgabe geworden. Und ich nehme kein Geld dafür. Gibt man mir einen Almosen bin ich dankbar und bessere somit mein Taschengeld hier im Pflegeheim, wo es mich hinverschlagen hat, nach der Zerstörung meiner Existenz auf.

© Andrea Marchetti

Jeder so wie er kann und möchte. Aber fordern tu ich nichts. Man sieht, mit Humor trotz dieser schwierigen Situation überlebt man leichter. Eine Garantie für ein langes Leben habe ich nicht. Nur mein Gottvertrauen. Und wenn ich durch meinen tiefen Glauben nur noch wenig Zeit habe, so weiß ich doch – nun gehe ich endlich in Frieden nach Hause.

© Andrea Marchetti

Ich habe mir selbst verziehen und allen Dir mir weh taten. Und so nur können wir jeden Tag erfüllt in der Seele und im Geist existieren. Geist siegt über Materie. Er führt uns in das wahre innere Glück. Wir kämpfen täglich um so viel unnötige Dinge des Materiellen. Dabei brauchen wir nichts weiter als die Befriedigung der Grundbedürfnisse: ein warmes Dach über dem Kopf, Essen und Trinken, Geborgenheit, Vertrauen und Liebe.

© Andrea Marchetti

Aber die meisten Menschen haben das in ihr Ego so aufgesaugt,daß sie die wahren Werte nicht mehr erkennen und somit ihr Leben falsch leben und leiden. Und die, die mir übelst mitspielen wollen, lasse ich heute nicht mehr an mich ran. Ich stehe heute über diesen Dingen.

( Gabriele Bavastrelli )

Wieder einmal mehr ein Lebensentwurf, der sich unterscheidet – und doch nicht.

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf  Zeit


Einen Kommentar schreiben