Partnerschaft: „Gleiche, die sich nicht gleichen“ in der Reihe „Lebendige Beziehungen“

© Dr. Kerstin Lötzerich-Bernhard

Autor ist Manfred Miethe

Hier ein Auszug aus dem Buch: Ohne Maske und Kostüm

Wir alle haben Masken aufgesetzt, die so fest mit uns verwachsen sind, dass wir sie schon für unsere Gesichter halten; wir alle tragen Kostüme, an die wir uns so sehr gewöhnt haben, dass wir sie unsere Körper nennen; wir alle verbergen unser wahres Wesen so gekonnt, dass wir unsere Persönlichkeit zu sein glauben.

Jeder von uns hätte eigentlich einen Oscar für seine Schauspielkunst verdient, denn wir spielen unsere Rollen so gut, dass wir nicht nur andere Menschen täuschen, sondern auch uns selbst.

© Dr. Kerstin Lötzerich-Bernhard

Es gibt aber einen Bereich des menschlichen Lebens, in dem unsere Masken irgendwann fallen müssen, in dem wir unsere Kostüme irgendwann ausziehen und in dem wir unsere Persönlichkeit irgendwann ablegen müssen, um unser höchstes Glück zu finden. Dieser Bereich des menschlichen Lebens heißt Partnerschaft.

Wir können am Arbeitsplatz lügen und den Kollegen vormachen, wir wären gut drauf, selbst wenn wir den Tränen nahe sind; wir können im Fitnessstudio den anderen Mitgliedern einreden, es ginge uns gut, selbst wenn wir am liebsten aus dem Fenster springen würden; wir können beim flüchtigen Sex so tun, als würden wir den anderen Menschen wirklich begehren, obwohl wir dabei an einen anderen denken; wir können uns selbst weismachen, dass wir eigentlich glücklich sind, obwohl unsere müden Gesichter im Spiegel eine andere Sprache sprechen; wir können in jedem Bereich unseres Lebens lügen, nur in einem auf Dauer nicht: in der Partnerschaft.

Unbekannt

Nackter als in der Partnerschaft werden wir in der Gegenwart eines anderen Menschen niemals sein können. Nackter als in der Partnerschaft werden wir auch uns selbst niemals begegnen können.

Persönliche Anmerkung:

Mich sprechen diese wenigen und doch so eindeutigen Zeilen mehr als nur an – und das Buch kommt auf meine Wunschbuchliste. Ja, wir sind alle – mehr oder weniger – begnadete Schauspieler, und je mehr wir das aufgeben, um so leichter lebt es sich. Einfach wir selbst sein – so einfach und doch oft so herausfordernd.

Doch mit täglicher Übung gelingt das immer mehr. Das ist eine Erfahrung, die ich immer wieder mache. Und gerade derzeit laufen wir in einer Phase, wo alles Unklare sich zeigt. Wo der Schatten deutlich wird, so daß wir uns seiner annehmen dürfen. Dann verliert er seine Bedrohlichkeit.

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


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