Irre! Wir behandeln die Falschen – Unser Problem sind die Normalen

@ Andrea Marchetti

Autor ist Manfred Lütz

Ein Psychiater schlägt Alarm

Dieses Buch ist eine scharfzüngige Gesellschaftsanalyse und zugleich eine heitere Einführung in die Seelenkunde.  Was ist Depression, Angststörung, Panik, Schizophrenie, Sucht, Demenz und all das,  und was kann man dagegen tun?

Der Bestsellerautor Manfred Lütz, einer der bekanntesten deutschen Psychiatger und zudem noch Kabarettist, verspricht:

Alle Diagnosen, alle Therapien und das noch unterhaltsam: Irre!

Persönliche Anmerkung:

@ Andrea Marchetti

Ich finde dieses Buch äußerst  interesssant und aus meiner Sicht werden hier viele Vor-Urteile abgebaut. Ein Buch, das dabei hilft, Verständnis für sich selbst und für andere aufzubauen.

Was ist „Normal“? Das einfarbige Strammstehen? Das, was alle machen? Nur um ja nicht aufzufallen? Lieber Medikamente einnehmen, nur um weiter im Strom der Masse mitzuschwimmen?

Oder sind es die „Irren“, die unseren Alltag abwechslungsreich machen und beleben? Die mit ihrer Andersartigkeit unser Leben bereichern, sogar zum Nachdenken anregen?

© Andrea Marchetti

Und wie passend das Abschlußzitat in dem Buch von dem bereits seit längerem verstorbenen Aldous Huxley:

„Die Medizin ist so weit fortgeschritten, dass niemand mehr gesund ist“

Und Dr. Eckart von Hirschhausen schreibt u.a. in seinem Vorwort:

Unser Verstand will die Dinge gerne eindeutig sortieren, aber die Welt widersetzt sich der simplen Unterteilung von krank oder gesund, links oder rechts, richtig oder falsch. Wir können in drei verschiedenen Funktionszuständen Widersprüche gleichzeitig gelten lassen: im Traum, in der Psychose und im Lachen. Von allen dreien handelt dieses Buch. Aber das Lachen ist der gesündeste von ihnen.

Wie wahr!

© Andrea Marchetti

Ein Auszug aus dem Buch zum Thema „Missverständnisse – Warum Diagnosen nie wahr sind:

Nach dem oben Gesagten muss nun klar sein, daß es Diagnosen und Klassifikationen in Wirklichkeit gar nicht gibt. Es gibt natürlich keine Schizophrenie, es gibt keine Depression, es gibt keine Sucht. Es gibt nur Menschen, die unter verschiedenen Phänomenen leiden. Und Diagnosen sind Worte, die Psychiater erfunden haben, um diesen leidenden Menschen kompetent zu helfen. Diagnosen sind Hinweise auf die richtige Therapie. Man kann die Diagnosen also getrost vergessen, wenn man mit den Menschen zu tun hat, die unter psychischen Störungen leiden. Es gibt nämlich auch nicht den Schizophrenen, den Depressiven, den Süchtigen. Es sind vielmehr alles ganz unterschiedlich beeindruckende Menschen, die zeitweilig oder längerdauernd unter bestimmten außergewöhnlichen Erscheinungen leiden.

© Andrea Marchetti

Und jeder auf eine ganz andere, sehr persönliche Weise. Dieagnosen können also nicht beanspruchen, Wahrheiten zu sein. Es sind mehr oder weniger nützliche Beschreibungen von Phänomenen – und so sollen sie hier auch vorgestellt werden.

Schließlich dürfen wir nicht vergessen, daß es in Deutschland eine Zeit gab, in der Diagnosen brutal mißbraucht wurden. Da waren sie nicht mehr Hilfen für leidende Menschen, sondern da tat man so, als seien Diagnosen Wahrheiten, tödliche Wahrheiten. Die Idenfikation von Menschen mit Diagnosen ist eine Perversion.

Das Manfred Lütz alles andere als allein mit seiner Meinung da steht, zeigt dieses Video:

Viel Spaß beim Lesen – und ganz, ganz viele Erkenntnisse. 😉

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


2 Kommentare

  1. 1. Gleichgewicht.com

    Kommentar vom 11. November 2011 um 00:14

    Ein Buch was ich, ehrlicherweise irgendwann zur Seite gelegt habe. Es ist inhaltlich völlig richtig, subjektiv von meiner Seite aus langweilig geschrieben, und kritisch betrachtet wird mir die ISTsituation in beschreibenden Kliniken nicht treffend hart genug beschrieben. Mir gefällt das Buch nicht, dennoch ist der Inhalt richtig. Und mehr als schade ist das Faktum, das viele Leser bereits überkonsumiert überdrüsig sind. Lesen, wegpacken, vergessen. Tun und handeln ?

  2. 2. Evelyn

    Kommentar vom 7. Dezember 2011 um 00:36

    Handeln ist auf jeden Fall gut, Peter!

    Wenn das Buch zum Wahrnehmungswechsel im Menschen führt, dann hat es seinen Dienst voll und ganz geleistet. Und ich habe es mit großer Freude und viel Interesse gelesen. Und der Humor dabei ist ein ganz spezieller. Ich wünsche mir sehr, daß das Buch viele erreicht, doch wahrscheinlich weniger die, die es lesen „sollten“. 🙂

    Viele Grüße – Evelyn

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