Tat-Kranke und Schuld-Partner (4/4)

Angst. Sie ist das Schlüsselwort. Daß es erst gegen Ende dieser Einleitung auftaucht, hat seine Entsprechung in den Problemen der Schuld-Partner. Sie leben Jahre und Jahrzehnte mit Schuldgefühlen, ohne zu erkennen, daß diese nur sekundär sind. Das Primäre, das Eigentliche hinter den Schuldgefühlen, ist die Angst.

Angst frißt Seelen auf, Angst gebiert die Schuldgefühle. Die Angstabwehr in der gemeinsame Nenner, auf den sich Tat-Kranke wie Schuld-Partner unbewusst geeignigt haben, um der Angst zu entkommen. Es gilt, sich dem zu stellen, um andere Wege suchen und beschreiten zu können.

© Andrea Marchetti

Schuldpartnerschaft

An der Persönlichkeit entscheidet sich die Frage, ob die Fesseln der Schuld-Partnerschaft gelöst werden können.
Wer bin ich?
Wie verhalte ich mich, was macht mich, mein Wesen und meinen Charakter aus?

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Wir lernen viel, wir wissen viel, aber herzlich wenig über uns selbst, über unsere Prägungen, Verletzungen, Kränkungen. Der Rückzug auf die Kindheit sollte jedoch nicht als „Generalabsolution“ (Ich kann eben nicht anders) instrumentalisiert werden. Es geht um Luthers „Hier stehe ich und kann nicht anders“: um den Weg zu selbstbestimmten, nur dem eigenen gesunden Gewissen verpflichteten Handeln. Dazu bedarf es auch nicht der Psychoanalyse als Behandlungsmethode.

Hilfreich ist jedoch die Freudsche Erkenntnis, daß nichts zufällig und ohne Grund geschieht.

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Schuld-Partner sind nicht zufällig Schuld-Partner. Sie sind eine Schuld-Partner-Persönlichkeit.

Ein autonomer, „produktiver Charakter“ (Erich Fromm) kann andere akzeptieren, wie sie sind; er ist offen für Neues; er kann lieben, weil er sich selbst akzeptiert; er sucht nicht Verschmelzung, sondern bewahrt seine Selbständigkeit und Individualität.

Schuld-Partner sind ihrer selbst weitgehend entfremdet. Sie urteilen nicht selbst über Gut und Böse, sie bleiben unter dem Einfluß der Ge- und Verbote aus der Kindheit, der Abwehrmechanismen gegenüber den Triebimpulsen und dem Über-Ich. Abwehr ist Angst:

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Vor dem eigenen strengen Gewissen, dem krampfhaft überhöhten Ich-Ideal, vor den Trieben und den damit verbundenen Gefühlen. Des Schuld-Partners ständige Begleiter durchs Leben sind ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Was sie tatsächlich quält, ist Angst.

Ängste gehören zu unserem Leben. Sie sind nicht aus der Welt zu schaffen. Sie haben auch nichts Bedrohliches – wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen.

Aus: Krankheit als Waffe

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Ich selbst bin mit diesem Missbrauch aufgewachsen, groß geworden. Und ich setzte diese „Tradition“ auch fort, einfach weil ich es nicht besser wußte bzw. nur so kannte. Kinder lernen von den Eltern durch Nachahmen von dem, was sie vormachen. Und ich machte reichlich von der Verdrängung Gebrauch, nutzte alle Abwehrmechanismen, um meine Minderwertigkeitsgefühle zu verdrängen. Kinder bieten sich regelrecht als „Sündenbock“ an – und wir erleben heute alle, wie „neurotisch“ sich unsere Mitmenschen zeigen.

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Es ist eine Tyrannei, die wir verinnerlichen und dann selbst mit uns weiter führen- aus dem Unterbewusstsein heraus. Aus diesem Kreislauf auszusteigen, ist der einzige Weg, um die eigene Lebensqualität zu heben.  Und das ist möglich.

Ich wünsche mir für Dich, daß auch Du die heimlichen Saboteure in Dir aufspürst, den eigenen Motiven auf die Spur kommst, um Dich von diesen Beziehungsstörungen zu lösen, die Fesseln zu sprengen. Du wirst beschimpft werden von dem Tat-Kranken, ausgegrenzt – doch nimm das an. Auch die Tat-Kranken haben ihre Eigenverantwortung – und so die Möglichkeit, sich selbst zu entwickeln.

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Das ist der einzige Weg, und dazu nimm Dir psychologische Hilfe, allein ist dieser Weg nicht gangbar. Gerade die Komplementärmedizin bietet so eine zahlreiche Palette an Möglichkeiten, da ist auch das passende für Dich dabei.

Und schau einmal in die Rubrik „Buchempfehlungen“ herein, darin findest Du Bücher als  Hilfe zur Selbsthilfe. Ich kann mir vorstellen, daß auch ein Buch für Dich dabei ist, was gerade JETZT für Dich wichtig ist.


Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


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