Alles dient mir

© Andrea Marchetti

So wie es ist, so sollte es sein …

Es hängt alles von Deiner Einstellung ab. Wenn Du Deine Einstellung in Bezug auf einen Ort änderst, dann ist es egal, wo Du bist, dieser Ort wird für Dich zum Himmel.

Es gab einmal in Indien einen großen Ministerpräsidenten, der diese Art von Verständnis hatte. Wenn eine Frau zu ihm kam und sagte: „Mein Mann ist verstorben“, so erwiderte er: „Gut, so wie es ist, so sollte es sein.“ Und wenn ein Mann zu ihm kam und sagte: „Mein Sohn ist schwer erkrankt,“ so antwortete er „Gut, so wie es ist, so sollte es sein“.

© Andrea Marchetti

Die Menschen reagierten böse auf ihn. Sie glaubten, er sei verrückt und organisierten ständig irgendeinen Komplott, um ihn von der Macht zu entfernen. Eines Tages war der König beim Barbier. Während dieser seine Fingernägel bearbeitete, schnitt er ihm versehentlich eine Fingerkuppe ab. Die Feinde des Ministerpräsidenten sahen darin eine große Gelegenheit und berichteten ihm das Geschehene. Er antwortete „Gut, so wie es ist, so sollte es sein“. Sie gingen zurück zum König und sagten ihm: „Wir haben dem Minister erzählt, was vorgefallen ist und er behauptet, es sei gut, daß man Ihnen die Fingerkuppe abgeschnitten habe.“

Sofort ließ der König den Minister zu sich kommen und warf ihn ob dieser Unverfrorenheit ins Gefängnis bei Wasser und trocken Brot. Dieser saß ruhig in seiner Zelle, meditierte und antwortete jedem, der sich nach seinem Befinden erkundigte: „Gut, so wie es ist, so sollte es sein.“

© Evelyn Worbs

Einige Tage später ging der König auf die Jagd. Im Wald traf er auf eine Bande, die Anhänger der Gottheit Kali war. Der Bandenführer brauchte eine hochgestellte Persönlichkeit, die sie dieser Gottheit opfern konnten und nahmen den König gefangen. Die Banditen untersuchten den König, um zu sehen, ob sein Körper makellos sei, denn nur jemand, dessen Körper perfekt ist, konnte dieser Gottheit geopfert werden. Sie entdeckten, dass ihm die Fingerkuppe fehlte und sagen: „Sein Körper ist unrein, er ist es nicht wert, geopfert zu werden.“

Somit wurde der König freigelassen. Sofort erinnerte er sich an die Worte des Ministerpräsidenten und sah ein, dass dieser recht gehabt hatte. In seinem Schloß angekommen, ließ er nach ihm schicken und erzählte ihm das Vorgefallene.

„Nun“, sagte der König, „mir fehlte die Fingerkuppe und ich sehe, dass es – so wie es war – gut für mich war, denn sonst wäre ich nicht mehr am Leben. Aber sage mir doch bitte, wieso es gut war, dass Du bei trocken Brot und Wasser im Gefängnis saßest?“

© Andrea Marchetti

Der Ministerpräsident erwiderte: „Wenn ich nicht im Gefängnis gesessen hätte, wäre ich mit auf die Jagd gegangen. Euch haben sie laufen gelassen, weil Eure Fingerkuppe fehlte. Ich wäre an nächster Stelle nach Euch gekommen und mein Körper ist ganz. Sie hätten dann mich geopfert. – So wie es ist, so sollte es sein.

I have become alive, Muktananda

Was würde sich für uns selbst verändern, wenn wir diese Sichtweise hätten bzw. wählen, nach ihr zu leben?

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –


5 Kommentare

  1. 1. Carola Horstmann

    Kommentar vom 28. September 2009 um 11:50

    Mein persönliches Verständnis von Grenzüberschreitungen hat sich im Laufe einiger Jahrzehnte voller Erfahrungen sehr verändert. Gern hätte ich die eine oder andere Erfahrung vermieden. Da Prävention keine Alternative war, habe ich diese eher schmerzlichen bis traumatischen Begebenheiten als Teil meiner Vergangenheit akzeptiert. Sie haben mich sehr stark wachsen lassen.

  2. 2. ew-b

    Kommentar vom 3. Oktober 2009 um 13:19

    Liebe Carola, auch ich dachte oftmals – und das für lange Zeit, daß ich ohne die eine oder andere Erfahrung hätte auskommen können. Doch heute kann ich sagen, daß ich keine davon missen möchte. Sie sind und bleiben Teil meines Lebens, und das ist gut so. Denn dadurch habe ich Erfahrungen – und die zeichnen mich aus. Und dadurch hatte ich die Möglichkeit, Veränderungen herbeizuführen. Unterschiede kennenzulernen.

  3. 3. valtrex

    Kommentar vom 14. Oktober 2009 um 00:44

    Thanks a lot!

  4. 4. Birgit Fabich

    Kommentar vom 3. Juni 2010 um 11:34

    Alles dient mir – :c)
    ich praktiziere es schon einige Zeit (vor dem Lesen des Artikels) und kann nur sagen, es stimmt. Ich erkenne erst viel später das wunderschöne Muster des Teppichs, der mein Leben ist. Jetzt, wo ich einen Kommentar schreiben möchte, fällt mir gerade das Wort dient ins Auge. Die Umstände, die ich erlebe, wollen mich nicht drangsalieren, sondern mir dienen – das ist ein neuer Aspekt, der das Ganze noch interessanter macht. Ich schließe mich dem Vorkommentar an:
    Thanks a lot!

  5. 5. Evelyn

    Kommentar vom 25. März 2011 um 23:54

    Liebe Birgit,

    wie weise geführt gehen wir doch durch unser Leben 🙂 Wenn wir es sein lassen könnten, alles nach gut oder schlecht zu beurteilen bzw. zu verurteilen, wäre es wesentlich leichter. ;-)Lernen wir doch besser die Erfahrungen zu „verwerten“!

    Herzlichst
    Evelyn

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