Ziele setzen, erreichen, konsolidieren

© Reiner Schmid

Wie verhält es sich mit Zielen im umfassenden  Kontext von Sein, das wir sind?

Kurzfassung

Das einzige Ziel ist das bewusste Eins-Sein mit dem Sein, mit uns selbst.  Alles andere ist Spiel.

Langfassung

Wir sind bereits eins mit dem Sein. Wir verfangen uns im Spiel, sodass wir genau das als unseren Lebensinhalt ansehen. Dabei entsteht eine nicht ausbalancierte Situation zwischen unserem Bewusstsein, was pures Sein bereits ist und der Wahrnehmung dieses Seins. Statt dass wir unser wahres Selbst, unsere wahre Natur wahrnehmen, wie sie ist, identifizieren wir uns über das Spiel. Dieses muss für uns ausbalanciert sein, d.h. wir machen es wie mit dem Gehen, rechter Fuß, linker Fuß, d.h. wir kommen nur voran, wenn wir das Gewicht auf den rechten Fuß, dann auf den linken Fuß verlagern. Sonst können wir nicht gehen.

Wir können, dürften, sollten, müssen uns immer wieder auftanken im Sein, uns daran erinnern wer wir sind und dann hinausgehen ins Spiel und wieder zurück und wieder spielen. Der Ausgangspunkt dabei ist das Sein, weil wir dort aus der Harmonie heraus spielen und aus dieser großen Harmonie heraus auch Impulse empfangen und umsetzen. Diese Impulse kommen aus der Fülle, aus der Fülle von Möglichkeiten. Es fällt uns oft schwer zu unterscheiden, was denn jetzt das Sein ist, fragen uns woraus kommt denn jetzt der Impuls, woher kommen meine Ziele. Ist es ein Ziel, was vielleicht aus dem Mangel erwächst, kommt es direkt aus dem Sein. Wie kann ich das denn wissen? Dabei muss vorausgeschickt werden, dass wir einen Antrieb brauchen, dass diese Bewegung zwischen Sein und Spiel für uns der wichtigste Antrieb ist.

Letztlich ist das Ziel, das wir uns beim Spielen setzen, relativ nebensächlich. Wir werden jedoch sehen, sobald wir ins Sein eintauchen, dass es Ziele gibt, die harmonisch für uns sind und es Ziele gibt, die zwar gut klingen, aber nicht in Harmonie mit unserer Art zu spielen stehen. Das merken wir recht schnell daran, dass die Messlatte zu hoch liegt, dass wir schon Jahrzehnte daran arbeiten und es nichts erreichen, vielleicht auch weil das Ziel in dem Sinne ist, das wir spielerisch erreichen können, vielleicht auch weil die Situation zu komplex ist. Das hängt, wie schon erwähnt, von unserer Art zu spielen ab. Wir neigen dazu Strategien zu entwickeln, Strategien haben zu wollen, Rezepte, Anleitungen. Diese suggerieren Erfolgsgarantie. Wir wollen Erfolg, weil Erfolg im Spiel, so wie es heute gespielt wird, einen Wert an sich darstellt.

Der wahre Wert ist Klarheit (PING). Nur wenn wir wirklich dort verankert sind, können wir herausfinden, indem wir wirklich hinschauen, indem wir wirklich alles zulassen, was an Gefühlen da ist, wirklich wahrnehmen, nur wenn wir alles integrieren, was uns und das Spiel ausmacht, finden wir das Ziel, welches wir als Antrieb brauchen, um in Freude und Harmonie auch spielen zu können. In Freude und Harmonie zu spielen, bedeutet nicht, dass alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, dass uns alles gelingt, dass wir erfolgreich und selbstbewusst, immer gesund, immer schlank, immer reich und glücklich vom Erfolg geküsst sind.

Es bedeutet, dass wir spielen mit allem was uns zur Verfügung steht, d.h. mit unseren Talenten, mit unseren speziellen Fähigkeiten, die wir haben und vor allem mit dem was uns Spaß macht. Wenn das Ziel, wenn wir es betrachten, in uns Freude auslöst, ein wohliges Gefühl ausdrückt, weil wir auch den Eindruck haben, dass wir es erreichen können, dann sind wir in einer Harmonie. Wenn wir ständig am Verzweifeln sind und uns Ziele setzen, die wir vielleicht gar nicht erreichen können, weil die Ziele vielleicht zu oberflächlich oder zu eindimensional sind, so entsteht noch mehr Mangel und wir verstärken die Disharmonie. Dann gilt es sich wieder ins Sein zu versenken, die Klarheit zu spüren, wieder die Dimensionen gerade rücken, dass wir nämlich Klarheit sind, wir sind Klarheit, wir sind die pure Schöpferkraft. Wir sind auch im Spiel. Wir dürfen das Spiel integrieren. Die Frage ist, w.i.e wir spielen. Das ist die große Kunst.

Wir sind völlig frei in der Wahl unserer Ziele. Wir merken sehr genau, ob uns die Ziele gut tun oder nicht. Wenn wir feststecken, hat es nicht unbedingt etwas mit dem Ziel zu tun, sondern, dass wir den Fokus auf das Sein verloren haben. Manchmal haben wir Angst vor dem Risiko, vor einem Risiko, dass was uns in diesem Spiel erzählt wird, du könntest das, was du hast jetzt verlieren, es könnte unangenehm werden, man müsste möglicherweise auf etwas verzichten, das einem lieb geworden ist, wir müssen uns vielleicht auch auf unbekanntes Terrain vorwagen.

Das ist immer so. Wenn wir ein Ziel erreichen wollen, müssen wir in das Unbekannte vordringen. Das können wir nur im Vertrauen auf uns selbst, nämlich auf das Sein. Fühlt sich das Ziel gut an, sind wir auch tatsächlich bereit den entscheidenden Schritt ins Unbekannte zu tun, auch wenn wir ihn noch nie gespielt haben. Wir können kleine Schritte nehmen, wir dürfen uns selber unterstützen.

Es können keine Ziel von außen vorgegeben werden. Auch das Sein als solches wird uns nie in der Vereinigung mit dem Sein, ein konkretes Ziel nennen, sondern diese Ziele tauchen in uns auf. Sie entwickeln sich aus der Klarheit heraus. Sie entwickeln sich in dem Raum der allumfassenden Weisheit, die wir selber sind. ohne das wir es vorher genau analysieren können.

© R. Schmid

Wir können natürlich mit unserem Verstand jedes Ziel, das auftaucht, abklopfen nach Unwägbarkeiten, nach Umsetzungsfähigkeit, nach Vernunftsgründen, aber das wesentlich wirksamere und verlässlichere Werkzeug zum Wiegen der Ziel ist unser tiefstes inneres Gefühl. Das zeigt uns genau, was kann ich, was kann ich nicht, wozu bin ich bereit, wozu bin ich nicht bereit und es geht immer darum, dass wir uns selber so annehmen wie wir gerade sind. Wenn ich jetzt noch nicht bereit bin, nützt es nichts die innere Peitsche herauszuziehen und mich dafür zu kasteien, dass ich noch nicht bereit bin für ein Ziel, was doch so schön wäre, wo es doch so schön wäre, wenn ich doch jetzt bereit bin ins Unbekannte, wie ein Bungee-jumper in die Tiefe hineinfallen zu lassen.

Ich muss mit dem spielen, was jetzt ist, auch mit dem Zustand wie ich jetzt bin. Nur davon kann ich ausgehen. Ich muss nicht langfristige Ziele haben, die mein gesamtes Leben hier im Spiel erfassen. Es kann ein Ziel für die nächste halbe Stunde sein und dann noch einmal eins und noch mal. Es kann ein Ziel für Tage oder Wochen sein. Es kann auch ein Ziel für Jahre sein, natürlich. Aber ich sollte mich nicht verzetteln, indem ich alles mit Zielen bewerte, beurteile, indem ich sage, habe ich da ein Ziel oder habe ich da kein Ziel, arbeite ich einfach so oder nicht. Wir sollten immer das Sein als Grundlage nehmen und es entwickelt sich immer wieder. Es ist nichts was bleibt und gleichzeitig ist das eine, das ewig ist, das Sein, die Grundlage davon, dass das Leben als ein Fluss, als ein Kontinuum erscheint. Durch diese Verwobenheit von Sein und Spiel steigen wir auch immer wieder neu ein ins Spiel. Es ist immer wieder neues Spiel.

Wir können immer wieder neue Ziele haben, aber wir brauchen den innerlichen Einklang. Den können wir immer wieder herstellen aus der Klarheit (PING). Genau da werden die Ziele auf den Prüfstand gebracht. Manche zerfallen sofort, manche erweisen sich als solide. Das müssen wir üben, immer wieder und wir müssen es für uns selber tun. Es ist ein Neuerschaffungsprozess immer wieder.

Es reicht nicht zu sehen, mein Freund, meine Freunde, die Nachbarn, Akademiker haben solche und solche Ziele, es ist gut wenn man es erreicht hat. Das sind Vorstellungen, die uns verblenden. Es geht nicht um die äußeren Werte, auch wenn wir spielen. Wir können nur dann unsere Kraft in uns ganz entfalten, wenn wir im Einklang mit uns selber sind. Dann haben wir auch ungeahnte Kräfte, Ideen, Durchhaltevermögen. Aber auch die Voraussetzung für Durchhaltevermögen ist, dass wir uns immer wieder unterstützen, wenn wir in die Klarheit gehen (PING).

Es ist gut, dies zusammen auch mit anderen zu tun. Die Kraft verstärkt sich. Erinnern wir uns doch gegenseitig mit Liebe daran, nicht mit Vorwürfen, z. Bsp. du solltest besser wieder in die Klarheit gehen, du bist doch außerhalb von dir. Das sind spirituelle Handgranaten, die aus dem Spiel kommen und haben die gegenteilige Wirkung. Wenn wir den anderen annehmen können wie uns selber, dann sind wir im allumfassenden Raum der Liebe, im allumfassenden Raum der Klarheit und wir können uns auch im anderen gespiegelt sehen. Wir müssen buchstäblich die ganze Welt annehmen, wie sie ist. Das müssen wir nicht in jedem Moment.

Wir fangen mit uns selber an und dann mit denen, die uns umgeben, die Menschen, die uns am Liebsten sind. Das ist ein solides Fundament der allumfassenden Klarheit. Dieses Fundament trägt dann auch die Beziehung zu den anderen Menschen, mit denen wir in Konflikten sind, mit denen wir zusammenarbeiten müssen, oder dürfen. Es pflanzt sich fort. Es ist wie eine Saat, denn wir sind mit allem verbunden und aus diesem Eins-Sein mit allem erwachsen harmonische Ziele, vielleicht auch Ziele, die wir schon lange aufgegeben haben?

Plötzlich taucht alles auf, was vielleicht auch jetzt gelöst werden könnte, müsste, sollte, dürfte? Lassen wir uns doch überraschen. Es ist alles viel spannender als wir uns vorstellen können, weil das Spiel, dass wir aus der Klarheit heraus spielen, so viel Überraschungen bereit hält. Wenn wir uns diese vorher nicht vorstellen, sind es echte Überraschungen. Wir dürfen dabei auch lachen.

Ein Merkmal von Zielen, die uns direkt aus der Klarheit erfassen, ist eine gewisse Weite. Es ist eine Weite, in die wir eintauchen können, in der wir sogar eintauchen müssen. Dann machen wir uns das Ziel aus der Klarheit heraus zu eigen.

[ Text & Bild, R. Schmid,   19.1.2011]

 



1 Kommentar

  1. 1. Raphael

    Kommentar vom 30. Oktober 2012 um 00:32

    Danke für den interessanten Beitrag. Spielen um Ziele zu erreichen… Das sollten wir uns alle wirklich mehr trauen…

    Mal sehen, ob ich es schaffen werde. Eigentlich ist es an der Zeit. 😉

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