Moralität

© Andrea Marchetti

Moralvorstellungen haben den Lebenssaft und alle Lebenskraft auf den engen Geist dieser Gestalt begrenzt. Dort können sie nicht fließen; deshalb ist sie zu einer „vertrockneten alten Matrone“ geworden. Sie benimmt sich anständig, ist steif, streng und immer bereit, jede Situation schwarz oder weiß zu sehen – wie der Stein, den sie am Hals trägt.

Die Königin der Wolken lauert in uns allen, wenn wir mit starren Prinzipien aufgewachsen sind – Gut und Böse, Sünde und Tugend, annehmbar und nicht annehmbar, moralisch und unmoralisch. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass all diese Vorurteile Programme in unserem Kopf sind.

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Und ganz egal, ob wir uns selbst oder andere beurteilen, wir hindern uns dadurch daran, die Schönheit und Göttlichkeit in unserem Innern zu erfahren. Nur wenn wir den Käfig unserer Programme sprengen und die Wahrheit unseres Herzens erkennen, sehen wir das Leben so, wie es in Wirklichkeit ist.

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Bodhidharma ist den ganzen Moralisten, den Puritanern, den so genannten guten Menschen und Weltverbesserern weit voraus. Er berührt den Kern des Problems.

Solange du nicht bewusst lebst, ist deine ganze Moral falsch, ist deine ganze Kultur nur eine dünne Schicht, die jeder ankratzen kann. Aber wenn deine moralische Einstellung aus deinem Bewusstsein kommt und nicht aus Disziplin, dann ist es etwas völlig anderes. Dann handelst du in jeder Situation aus deinem Bewusstsein heraus. Und alles, was du tust, ist gut.

Mit Bewusstheit kann man nichts Böses tun. Das ist das Allerschönste an der Bewusstheit, dass alles, was dabei herauskommt, einfach schön ist, richtig ist, und man muss sich nicht anstrengen oder dafür üben. Anstatt also Blätter und Äste abzuschneiden, gehe lieber gleich an die Wurzeln. Und um die Wurzeln zu durchtrennen, gibt es nur eine einzige Methode; hellwach zu sein, und bewusst zu sein.
– Osho – Zen Tarot –

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Moralität hat zumeist einen Beigeschmack, und zwar einen sehr bitteren und abwertenden. Wer den „moralischen“ Zeigefinger auf andere richtet, bringt damit zum Ausdruck, daß er in dem anderen einen bösen Menschen, einen „Sündenbock“ sieht.

Wie achtsam ist derjenige dabei sich selbst gegenüber? Denn 3 Finger seiner Hand zeigen auf ihn selbst zurück. Mit dem Finger auf andere zeigen zeigt lediglich auf, wie der Mensch über sich selbst denkt.

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Im Moment bringt es anscheinend eine Erleichterung, von sich selbst abzulenken, sich stark zu fühlen, erhaben von oben auf den anderen zu schauen. Doch auf Dauer fallen genau diese Bereiche einem selbst auf die Füße – und dann gilt es hinzuschauen, weshalb wir so stark mit der „Moral“ – gerne auch in den Vorurteilen – verhaftet sind. Und wenn wir intensiv in uns forschen, stellen wir fest, daß das ein Verhalten ist, um unsere eigene Scham, unsere eigene Bedürftigkeit nicht zu spüren.

Also dient die „Moral“ ausschließlich jenen, die damit agieren! Kannst Du Dich davon frei machen? Oder bleibst Du lieber in der Falle des „Moralapostels“ stecken, einfach weil Du „dieses Kleid“ zu sehr zum manipulieren liebst, so daß Du es weiterhin trägst?

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


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