Wie lobe ich ohne zu übertreiben?

© Evelyn Worbs

Diese Frage stellte ein Vater einer Pädagogin( Dr. Heidemarie Arnhold), die wie folgt antwortete

Frage: Mit meiner Partnerin diskutiere ich zurzeit häufig über das Thema „Loben“, da wir in dieser Beziehung unseren beiden Kindern gegenüber ziemlich unterschiedlich agieren: Während meine Partnerin die Kinder sehr häufig lobt, halte ich mich da eher zurück. Ich empfinde das Verhalten meiner Partnerin oftmals als übertrieben, und mir selbst kommt ein Lob eher selten über die Lippen. Andererseits hört man immer wieder, dass Kinder viel Lob brauchen – wie machen wir es richtig?

© Andrea Marchetti

Antwort:
Mit dem Wort Lob ist oft mehreres gemeint: Nämlich den Kindern Anerkennung, Stolz und Liebe zeigen oder ihnen auch Hinweise geben, wie sie etwas richtig machen. Wenn Sie das Thema Loben mit diesen Augen betrachten, fällt Ihnen sicher ein, wie Sie Anerkennung ausdrücken können, ohne zu übertreiben:

© Andrea Marchetti

Zum Beispiel ein anerkennender Blick im richtigen Augenblick oder eine kurze Bemerkung: „Oh, das kannst du ja jetzt.“ Kindern die eigene Liebe und den Stolz auf sie zeigen kann man auch ohne Aufheben: mal kurz freundlich berühren, das Aufstellen der kleinen „Werke“ der Kinder an einem gut sichtbaren Platz, sich Zeit nehmen. Wenn es aber um Hinweise geht, wie Kinder etwas richtig machen, ist es für das Lernen der Kinder am hilfreichsten, wenn man die Anerkennung mit einer kleinen Beschreibung versieht:

© Andrea Marchetti

„Dass du heute von ganz allein aufgeräumt hast, find ich gut.“ Oder: „Dass ihr beide euch nach einem so heftigen Streit wieder vertragen habt – nicht schlecht.“ Dadurch erinnern sich Kinder besonders gut daran, wie sie dieses Verhalten zustande gebracht haben. Für all das gibt es tausenderlei Möglichkeiten.

Wenn Sie sich die auswählen, die zu Ihnen passen, werden Ihre Kinder spüren, dass es von innen kommt.

© Andrea Marchetti

Doch was mich an der Fragestellung allein verwundert, ist, weshalb loben Übertreibung sein soll? Jeden Tag auf’s neue werden sogenannte „Fehler“ deutlich kritisiert. Lob für etwas Gelungenes fehlt in der Regel; alles lediglich eine Selbstverständlichkeit? Wann haben Sie sich das letzte Mal selbst gelobt und vor allem, wofür? Wann waren Sie das letzte Mal stolz auf sich selbst?

  • Wodurch lerne ich?
  • Durch Kritik?
  • Oder dadurch, dass ich auch Anerkennung erhalte?
  • Dadurch, dass ich mir selbst  Anerkennung gebe, weil ein anderer ja gar nicht weiß, welche Mühe mir dies oder jenes bereitet hat?

Es gibt andere Möglichkeiten, als sich Verdrängungsmechanismen zuzulegen, um das Bedürfnis nach Anerkennung zu verleugnen.  Gerne zeige ich Ihnen das „wie“.

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –


1 Kommentar

  1. 1. Simone

    Kommentar vom 17. Juni 2010 um 11:19

    Ich kann dem nur zustimmen. Ich erlebe häufig auch, dass zu wenig gelobt wird. In der Familie, am Arbeitsplatz, unter Freunden.

    Häufig kommt dann im dem Zusammenhang die Aussage: „Wenn ich nicht kritisiere dann ist das doch schon ein Lob!“

    Welche irrwitzige Idee. Wie soll jemand sich entwickeln, wenn er kein Feedback bekommt?

    Also halten wir es nicht so, dass wir selber Gutes tun und drüber reden, sondern positive Dinge auch positiv bewerten.

    Sonnige Grüße
    Simone

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