Der Aszendent, das (oft ungenutzte) Potenzial des Menschen

Gemälde 004

© Alexandra Gravina

In der heutigen Zeit kennt eigentlich jeder Mensch sein Sternzeichen, d.h. er weiß in welchem Tierkreiszeichen seine Sonne zum Zeitpunkt seiner Geburt stand.

Mit anderen Worten: der Durchlauf der Sonne durch ein Tierkreiszeichen dauert etwa 30 Tage. Daraus folgt: alle Menschen die innerhalb dieser Zeit geboren werden haben also das gleiche Sternzeichen (die Sonne im gleichen Zeichen).

Was aber genau ist nun der Aszendent (AC)? Der Begriff stammt aus der lateinischen Sprache, ascendere = aufsteigen, emporsteigen. Er beschreibt das Tierkreiszeichen, welches zum Zeitpunkt und an dem bestimmten Ort der Geburt aufgeht.

Der Aszendent braucht lediglich zwei Stunden um ein Tierkreiszeichen zu durchlaufen, daher handelt es sich beim Aszendenten um einen sehr individuellen Faktor innerhalb des Geburtshoroskops. Viel individueller und persönlicher als das Sonnenzeichen, welches in quasi jeder Zeitschrift beschrieben wird.

Er beschreibt die Zeichenqualitäten, die sich zum Zeitpunkt des ersten Atemzugs eines Menschen im Universum und auf der Erde zeigen. Er definiert unsere Wahrnehmung, wenn wir in diese unsere Welt eintreten und das aller erste Mal Verbindung mit der Außenwelt aufnehmen. Er ist die Brille, die wir in dieser Inkarnation aufgesetzt haben und durch die wir unsere ganz persönliche Welt wahrnehmen, die Morgendämmerung und das aufsteigende Licht, das sich nach der Phase der Dunkelheit im Leib der Mutter zeigt. Der erste Eindruck, den wir von der Welt haben. Aber eben auch die Trennung von der Einheit mit der Mutter, der Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt, die Geburt in eine neue Phase.

Erfahrungen, die wir bei der Geburt gemacht haben, können somit Einfluss auf jede weitere Erfahrung, jede neue „Geburt“ im Leben haben. Damit stellt sich die Frage: Wie gehen wir Neues an?

  • Schnell, mutig, spontan und entschlossen wie ein Widder-Aszendent?
  • Oder bedächtig und über den Wert der Entscheidung nachsinnend wie ein Stier-AC?

Dabei färbt nicht nur das Zeichen, welches unseren Aszendenten beschreibt, unsere Wahrnehmung und somit unsere Erfahrungen, die wir in der Welt machen, sondern das gesamte erste Haus mit allen darin enthaltenen Planeten und evt. weiteren – eingeschlossenen – Tierkreiszeichen.

Wir leben in einer Zeit, in der von uns vermehrt Veränderung verlangt wird. Transformation und das Loslassen von alten, nicht mehr benötigten Einstellungen und Denkmustern erfordern Mut und Kraft. Wie aber sollen wir die richtigen Entscheidungen treffen, wenn wir uns selbst nicht kennen?

In vielen schamanischen Traditionen, wie z.B. auch in der Huna-Philosophie Hawaiis, ist ein wesentlicher Grundsatz, dass wir uns unsere Welt ins Dasein träumen, gemäß dem Satz des Hermes Trismegistos: „Wie oben, so unten. Wie innen, so außen.“

Dabei sollten wir nicht vergessen, dass der Aszendent lediglich den einen Teil einer besonders bedeutungsvollen Achse im Horoskop darstellt (wir leben in der Dualität und brauchen immer einen Bezugspunkt!). Die Achse heißt: „Horizont“ und ist, wie könnte es anders sein, die horizontale Linie im Horoskop.

Dem AC gegenüber liegt der Deszendent (descendere = hinabsteigen). Hier handelt es sich um das Tierkreiszeichen, welches am westlichen Horizont zum Zeitpunkt der Geburt untergeht (aus dem Blickfeld verschwindet). Es ist der Du-Punkt des Horoskops und beinhaltet alle Möglichkeiten, die uns am Beginn des Lebens unbekannt sind und vielleicht sogar etwas Angst machen (der Abstieg ins Unbekannte, Dunkle).

Die horizontale Ebene beschreibt die Ebene des Bewusstseins, wobei der Aszendent (AC) das Bewusstsein des Ichs, und der Deszendent (DC) das Bewusstsein mit anderen in Beziehung zu stehen, anzeigt. Diese beiden Punkte sind untrennbar miteinander verbunden und können nur in dieser Verbundenheit gedeutet und wirklich bewusst werden.

In vielen spirituellen Bereichen wird das Ich, das Ego oder auch das Individuelle des Menschen eher abgelehnt. Man spricht von der Überwindung des Ego und der Anpassung an andere. Auch in der christlichen Kirche gilt oft der Grundsatz: „Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst.“ Dabei zeigt die Vergangenheit und 2000 Jahre Christentum, dass dies nicht die Lösung unserer Probleme sein kann.

Zuerst muss man sich selbst kennen lernen, seine eigene Persönlichkeit mit sämtlichen Bedürfnissen und Wünschen. Dann kann sich das kleine Ich, das Individuelle, zum großen Ich, zum Selbst und damit zur Sonnenqualität hin entwickeln (siehe hierzu auch meinen Newsletter Nr. 15: „Die Sonne im Horoskop“).

Mit dem Aszendent starten wir unser Leben und bringen alles mit, das wir für ein gesundes, glückliches, harmonisches, reiches und erfülltes Leben brauchen. Die eigene Persönlichkeit zu erkennen und zu entfalten ist die Voraussetzung dafür. Denn nur, wenn ich mich selber kenne, weiß was ich kann und will, kann ich mich bestmöglich in eine Partnerschaft mit einem „Du“ (dem Deszendent) einlassen.

Der Aszendent gibt uns also die Möglichkeit uns selbst zu erkennen, uns über uns selbst bewusst zu werden, und dann im zweiten Schritt, die Wahrnehmung zu verändern, um dann auch die äußere Welt unseres Seins zu verändern. Denn: Gelegenheit folgt immer der Wahrnehmung; vorauf wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren, das wird sich vermehren. Oder, wie der amerikanische Astrologe Dane Rudyhar so schön schreibt:  „Der Aszendent beschreibt die Summer aller Potenzialitäten, durch die sich das Göttliche durch das Individuum auf der Erde verkörpern kann.“

Jeder einzelne Mensch ist wichtig, und ist aufgerufen, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, in dem er seine Persönlichkeit bewusst und bestmöglich zum Ausdruck bringt. Und: das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Persönlichkeiten.

In diesem Sinne möchte ich mich ganz herzlich für dein Interesse und deine Aufmerksamkeit bedanken!

Weitere interessante,  astrologische Artikel findest du auf meiner Homepage www.energy4motion.de

Herzlichst,

Alexandra Gravina


7 Kommentare

  1. 1. Evelyn

    Kommentar vom 30. Januar 2010 um 13:40

    Liebe Alexandra, Deine Ausführungen sind für mich sehr gut nachvollziehbar. Bei mir ist es so, daß der AC der Widder ist und der DC die Waage. Aus der Transformationskinesiologie heraus laufe ich beide Zeichen als Achten mit entsprechenden Aussagen zu den Tierkreiszeichen und verbinde somit die beiden „Pole“. Und das ganze mit einem Ziel, so daß hier ausgeglichene Bewegungen kommen, Harmonie zwischen beiden erwächst.

    Neugierig bin ich, ob Du vielleicht die „Vertikale“ – sprich MC/IC – auch hier als Thema behandeln wirst. Ich denke, so erhalten wir alle mehr Zugang zu uns selbst und verstehen ein wenig mehr um die Zusammenhänge in unserem täglichen Leben. Schließlich hängt alles mit allem zusammen. Und je mehr Bewusstsein sich darüber bildet, um so mehr können wir aus alten Mustern aussteigen.

    Dir eine segensreiche Zeit. Evelyn

  2. 2. Alexandra Gravina

    Kommentar vom 30. Januar 2010 um 16:28

    Liebe Evelyn,
    vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, die beiden Achsen im Horoskop, nämlich die Horizontale (Aszendent-Deszendent) und die Vertikale (IC-MC) gehören selbstverständlich zusammen und ich werde kurzfristig noch einen Artikel zur vertikalen Achse verfassen. Du hast beide Achsen in sogenannten kardinalen Zeichen und bist somit eine Impulsgeberin, die etwas Neues anstoßen und in die Welt bringen möchte: was du ja u.a. mit diesem Blog sehr gut umsetzt 🙂
    Alles (ist) Liebe,
    Alexandra

  3. 3. Evelyn

    Kommentar vom 2. Februar 2010 um 12:05

    Liebe Alexandra,
    es ist schon eine sehr, sehr große Herausforderung,“Impulsgeberin“ zu sein (auch und gerade außerhalb dieses Blogs). Und mit den Widerständen umzugehen :-)Doch unser aller Leben ist ein Abenteuerspielplatz, und so haben wir jeden Tag eine neue Chance zum Wandel hin ins Bewusstsein, zu sehen, wie ziehe ich mit meinen Gedanken, Gefühlen etc. die Situation an, die gerade da ist. Und dann herauszufinden, wozu sie gut ist, welche Lernerfahrung darin steckt.
    Und ich freue mich so sehr auf Deinen nächsten Beitrag zum Thema MC/IC.
    Voller Vorfreude – Evelyn

  4. 4. Torsten Wolf

    Kommentar vom 15. Februar 2010 um 03:04

    Hallo Frau Worbs,
    einen sehr informativen Gedankenaustausch den Sie hier geschaffen haben. Vielen Dank dafür… ich werde sicher sehr viel Inspiration aus diesem Wissen ziehen und ein stiller Mitleser werden….

    Herzlichst
    Torsten Wolf

  5. 5. Evelyn

    Kommentar vom 26. Februar 2010 um 00:04

    Hallo Herr Wolf,
    danke für die Anerkennung. Und Sie dürfen gerne auch ein „lauter“, sprich schreibender Mitleser sein 🙂 Gerade Sie, der mit den Sternen arbeitet, haben sicherlich erst recht eine Anmerkung zu den wunderbaren Texten von Alexandra. Auch sie freut sich darüber, wenn Sie ihr ein Feedback geben.
    Viele Grüße – Evelyn

  6. 6. Hans-Peter

    Kommentar vom 6. Juni 2012 um 16:43

    Hallo,
    das ist ein wirklich guter Artikel. Es ist wichtig sich selber besser kennenzulernen (auch mit Hilfe seines Horoskops in Bezug auf sein Sternzeichen und dem Aszendenten und deren Zusammenspiel).
    Mach weiter so.
    Gruß
    HP

  7. 7. Evelyn

    Kommentar vom 16. Juni 2012 um 15:02

    Danke, Hans-Peter, für diese Anerkennung!
    Und ja, die Sterne zeigen uns einiges über uns und unseren Lebensweg auf. Sie machen geneigt – doch Handeln dürfen wir selbst. Und dazu gehört es, immer wieder neu zu wählen, welche Erfahrungen wir machen wollen.
    Herzlichst
    Evelyn